Scheitern an der ersten Hürde
Alexander Isele über eine weltoffene Hauptstadt
»Herzlich willkommen« steht in verschiedenen Sprachen riesengroß an einer Wand der Ausländerbehörde. Die Hauptstadt gibt sich weltoffen, so will es die rot-rot-grüne Koalition. Und scheitert schon an der ersten Hürde: der Aufnahme. Wer eine Nacht vor der Ausländerbehörde verbringt, bekommt sicher nicht das Gefühl, dass die Menschen in unserer Metropole willkommen sind. Schon gar nicht herzlich. Das Sicherheitspersonal sorgt ruppig für Disziplin und Ordnung in der Warteschlange. Und pflaumt Menschen um 5.45 Uhr an, selbst schuld zu sein, wenn sie keine Wartenummer mehr bekommen: Sie hätten halt früher da sein sollen.
Dieser Tipp findet sich auch in Internetforen - ebenfalls in vielen Sprachen. Denn egal, ob es die vietnamesische Architekturstudentin ist, die ihr Visum verlängern will, der US-amerikanische Programmierer, der hier einen Job antreten will, oder der syrische Geflüchtete, der zu seiner Familie umziehen möchte - sie alle müssen in der Behörde vorsprechen.
Doch wer erst kommt, wenn die Behörde ihre Türen öffnet, ist bereits zu spät. Es mag in anderen Städten und Ländern viele Ausländerbehörden geben, die ähnlich abweisend sind. Aber wenn Berlin tatsächlich so anders, so weltoffenen sein will, dann muss sich an der Praxis der Ausländerbehörde schnell etwas ändern.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.