nd-aktuell.de / 16.10.2017 / Berlin / Seite 12

Tausende informieren sich über Kriminalgericht

Tag der Offenen Tür im Justizgebäude am Samstag war so gut besucht wie nie zuvor

Das Kriminalgericht Moabit verbuchte am Samstag einen Besucherrekord: Rund 3200 Interessierte kamen zum Tag der offenen Tür, sagte Gerichtssprecherin Lisa Jani. »So viele waren es noch nie.« Unter den Besuchern seien auch sehr viele Kinder gewesen, so dass kurzfristig zusätzliche Führungen für sie organisiert wurden. Beim letzten Tag der offenen Tür im Jahr 2015 wurden laut Gericht rund 2000 Besucher registriert. Die Besucher konnten nachgestellte Prozesse mitverfolgen, etwa zu einem geraubten Handy, einem Verkehrsunfall oder einem Ehestreit. Wachtmeister zeigten, wie mit Störern in Verhandlungen umgegangen wird. Zudem gab es Führungen durch das imposante Gebäude, Vorträge zur Rechtsmedizin und eine Buchlesung. Am Tag der offenen Tür hatten sich Richter, Staatsanwälte und Mitarbeiter beteiligt.

Vielen Besuchern sei zuvor nicht klar gewesen, dass Gerichtsverhandlungen öffentlich sind und Urteile nicht heimlich hinter verschlossenen Türen gesprochen werden, sagte Sprecherin Jani. 2019 solle es den nächsten Tag der offenen Tür geben. »Wir wollen unbedingt weitermachen.«

Das mehr als 100 Jahre alte Kriminalgericht ist nach Gerichtsangaben Europas größter zusammenhängender Gerichtskomplex für Strafsachen. Neben dem Berliner Strafgericht sind hier auch das Amtsgericht Tiergarten, Deutschlands größte Staatsanwaltschaft sowie in einem Nebengebäude die Amtsanwaltschaft angesiedelt.

Mehr als 1500 Menschen arbeiten in dem Justizgebäude. Täglich stehen bis zu 300 Prozesse an. In der Poststelle werden laut Mitteilung an einem Tag bis zu sechs Tonnen Post »verarbeitet«.

Im denkmalgeschützten Kriminalgericht wurden zahlreiche bekannte Fälle verhandelt. Hier saßen unter anderem auch die einstigen Spitzen der DDR wie Erich Honecker, Egon Krenz und Erich Mielke auf der Anklagebank. dpa/nd