nd-aktuell.de / 18.12.2017 / Kultur / Seite 15

Mosekunds Montag

Wolfgang Hübner

Herrn Mosekunds Hausgemeinschaft hatte einen Wettbewerb um die Fenster mit dem schönsten Weihnachtsschmuck ausgerufen. Schon nach wenigen Tagen strahlten überall an der Fassade Weihnachtsmänner, Engel, Rentiere, Schlitten, Tannenbäume und Schneemänner. Herr Mosekund kaufte eine Lichterkette und brachte sie in einer Form an, die an eine Amöbe oder an ein zerlaufenes Spiegelei erinnerte. Als sich die Hausgemeinschaft auf dem Gehweg traf, um die Preise zu verleihen, blieb am Ende nur Herr Mosekund übrig. »Was bedeutet das eigentlich?« fragte ein Nachbar ratlos. »Es ist der Umriss eines flüchtigen Gedankens«, antwortete Herr Mosekund. »Also das ist doch unfassbar!« rief eine Nachbarin. »Genau!« sagte erleichtert der Juryvorsitzende, »Herr Mosekund erhält den Sonderpreis in der Kategorie Unfassbarste Idee.« Sie kennen mich besser, als ich geglaubt habe, dachte Herr Mosekund erstaunt.