nd-aktuell.de / 21.12.2017 / Kommentare / Seite 1

Rosa kostet mehr

Grit Gernhardt ärgert sich über verschiedene Preise nach Geschlecht

Grit Gernhardt
Dass Frauen weniger verdienen als Männer, ist ein alter Hut, dennoch ändert sich an diesem skandalösen Zustand kaum etwas. Dass Frauen zudem aber auch noch für viele Dienstleistungen - besonders im Schönheits- und Pflegebereich - mehr Geld aus der Tasche gezogen wird, lässt sich mit Hilfe einer Studie nun erstmals beweisen. Der höhere Preis für einen Frauenkurzhaarschnitt ist demnach ein Fall für das Antidiskriminierungsgesetz.

Dass die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Kundinnen dennoch nicht empfiehlt, gegen die Ungleichbehandlung zu klagen, ist paradox, sollte sie doch eigentlich über die Einhaltung des Gesetzes wachen. Wieder einmal wird nur an die Anbieter appelliert, statt gesetzlich zu regeln, dass für gleiche Dienstleistungen gleich viel bezahlt werden muss.

Bei vielen anderen Dienstleistungen oder Produkten ist der Fall noch viel komplizierter, denn die Hersteller sind geschickt darin, für Frauen bzw. Männer vorgesehene Produkte leicht unterschiedlich zu verpacken, ihnen andere Inhaltsstoffe beizumengen oder sie in verschiedenen Packungsgrößen anzubieten. So wird der Nachweis diskriminierender Preise sowohl für Kunden als auch für die Wissenschaftler schwierig. Denn nur bei vergleichbaren Produkten ist eine Ungleichbehandlung einwandfrei feststellbar[1]. So dürfen sich Verbraucher weiter verarscht fühlen, wenn sie für das lila umhüllte Duschbad »for women« mehr bezahlen sollen als für das dunkelblau verpackte »for men«.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1074001.antidiskriminierungsstelle-des-bundes-schnitt-ist-nicht-gleich-schnitt.html