nd-aktuell.de / 23.12.2017 / Kultur / Seite 15

Revolution, frühbürgerlich und etwas eingestaubt

Bad Frankenhausen. Das Bauernkriegspanorama des Leipziger Malers Werner Tübke (1929-2004) im thüringischen Bad Frankenhausen wird derzeit gereinigt. »Drei Restauratoren beseitigen derzeit mit trockenen Spezialschwämmen äußerst vorsichtig Staub und Ablagerungen der vergangenen fünf bis sechs Jahre«, erklärte Gerd Lindner, Direktor des Panorama Museums. Zehntausende Besucher jährlich hinterließen in Luft und Teppichbelag eine Menge Staub, der sich auf dem 14 mal 123 Meter großen Rundgemälde ablagere. Die Restauratoren arbeiten auf einem hohen Gerüst nur wenige Zentimeter von dem empfindlichen Ölgemälde auf Leinwand entfernt - vor den Augen der Besucher. Tübke hatte vor 30 Jahren den letzten Pinselstrich an dem Monumentalgemälde gesetzt, das die frühe Reformationszeit im 16. Jahrhundert anschaulich macht. 1989, kurz vor dem Ende der DDR, wurde das Panoramagebäude für Besucher eröffnet. Allein in diesem Jahr werden nach Schätzungen Lindners bis zu 82 000 Gäste das Museum auf dem Schlachtenberg besuchen - etwa 13 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf jenem Berg bei Bad Frankenhausen waren die aufständischen Bauern um Thomas Müntzer im Jahre 1525 von einem Fürstenheer vernichtend geschlagen worden.

In der einen Hand den Schwamm, in der anderen einen kleinen Handstaubsauger, der den Staub auffängt - so arbeiten sich die drei in Dresden ausgebildeten Restauratoren durch das gigantische Rund. Was aus der Entfernung für den Besucher wie ein filigranes Werk aussieht, entpuppt sich aus der Nähe als durchstrukturierte »Landschaft«. »Bis zu 1,5 Zentimeter ragen die reinen Farben in den Raum«, sagte Lindner. Vor allem der obere Bereich des Gemäldes »Frühbürgerliche Revolution in Deutschland« sei für Staubablagerungen empfänglich. »Das hängt damit zusammen, dass sich die Leinwand in der Mitte bis zu einen Meter weit in den Innenraum krümmt«, erklärt Lindner. Zudem sei die Klimatisierung des Tübke-Gemäldes hoch kompliziert. Die klimatisierte Luft »umspüle« das Werk regelrecht. dpa/nd Foto: dpa/Martin Schutt