nd-aktuell.de / 24.02.2018 / Kultur / Seite 45

Gefeiert, bis es zum Bruch kam

Günter Jordan über ein unbekanntes Kapitel der DDR-Kulturgeschichte

Rund 20 Jahre lang war Joris Ivens’ Schaffen eng mit der DEFA und der DDR verbunden. Für die DEFA realisierte er fünf internationale Projekte, darunter »Lied der Ströme« (1954), »Die Windrose« (1956) und die erste ostdeutsch-französische Gemeinschaftsproduktion »Die Abenteuer des Till Ulenspiegel« (1956). Er inspirierte und begleitete das Leipziger Dokumentarfilmfestival von dessen Gründung bis in die späten 1960er Jahre. Er wurde geliebt und gefeiert, zum Professor und Ehrendoktor der Leipziger Universität ernannt und Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR. Bis es zu einem Bruch kam, der nie mehr verheilen sollte. Alles in allem ein heute weithin unbekanntes Kapitel nicht nur seines Lebens, sondern auch der Film- und Kulturgeschichte der DDR.

»Ändere die Welt, sie braucht es« (Bertolt Brecht). In seinem Buch entwirft Günter Jordan das Porträt eines faszinierenden Menschen und Künstlers, beschreibt die Produktionsgeschichte seiner DEFA-Filme und untersucht deren Wert und Wirkung. Aus zahlreichen bisher unveröffentlichten und schwer zugänglichen Dokumenten entsteht das Bild eines engagierten Mannes, der in einer zerrissenen Welt Solidarität, Humanität und Freundschaft vorlebte. Er stellte sein Können und seine Kunst in den Dienst jener Sache, die er für sich als die einzig richtige erkannt hatte: die Befreiung des Menschen von kolonialem Joch, von Faschismus, Krieg und Imperialismus.

Von den großen Dokumentaristen des 20. Jahrhunderts war Joris Ivens einer der bedeutendsten!