nd-aktuell.de / 23.06.2018 / Politik / Seite 2

Kämpfer gegen die Unterwelt

Personalie

Sebastian Bähr

Als Roberto Saviano 2006 den Roman »Gomorrha« über die italienische Mafiaszene veröffentlichte, veränderte sich sein Leben. Das organisierte Verbrechen erklärte ihn zum Feind, Todesdrohungen häuften sich. Saviano hatte gegen Omertà, das ungeschriebene Schweigeverbot, verstoßen. Der italienische Schriftsteller Umberto Eco sorgte sich und forderte Unterstützung für den Journalisten: »Der Staat muss eingreifen und zwar in einem Fall, in dem man alles weiß.« Italiens damaliger Innenminister gab Polizeischutz, dieser hält noch bis heute an.

In Italien hinterlässt der Rechtsruck jedoch seine Spuren. Die neue Regierung in Rom scheint nicht mehr besonders an der Sicherheit des heute 38-Jährigen interessiert. Innenminister Matteo Salvini, Chef der rechtsradikalen Lega, kündigte jüngst an, den Schutz des Autors auf den Prüfstand zu stellen. Saviano sei viel im Ausland und es müsse untersucht werden, wofür das »Geld der Italiener« ausgegeben werde, so die Erklärung.

Der wahre Grund der Drohung dürfte eher darin liegen, dass Saviano ein ausgesprochener Kritiker des flüchtlingsfeindlichen Kurses der neuen Regierung ist. Im englischen »guardian« hatte er erst kürzlich erklärt, dass »Italiens Krieg gegen die Migranten ihm Angst um die Zukunft des Landes« mache. Von den Drohungen Salvinis will sich der Autor nicht einschüchtern lassen. »Ich habe eine Polizeieskorte, seit ich 26 Jahre alt bin, und du versuchst mich einzuschüchtern?«, fragte er. »Trottel«, so die klare Ansage.

Saviano nannte den Lega-Chef weiter einen »Minister der Unterwelt«. Salvini sei in der kalabrischen Stadt Rosarno mit den Stimmen von Unterstützern der kalabrischen Mafia Ndrangheta gewählt worden. Bei einer politischen Veranstaltung Salvinis wären in den ersten Reihen Mitglieder einflussreichen Bellocco- und Pesce-Clans gewesen. Saviano verweist auch auf 50 Millionen Euro Wahlkampffinanzierung, die von der Lega gestohlen worden seien. »Die Italiener haben das Recht zu wissen, was mit ihrem Geld passiert ist.«