nd-aktuell.de / 07.07.2018 / Unten links / Seite 1

Unten links

Dem Himmel wird es nicht leicht gemacht. Will er in Zimmer hineinscheinen, muss er sich durch ein Viereck pressen. Meistens wird er sowieso ignoriert, vielleicht weil er immer da ist. Und wenn ein Blick auf ihn fällt, dann meist nur um über das Wetter zu wettern - angehimmelt werden dagegen immer nur andere, nie der Himmel selbst. Wahrscheinlich macht er sich deshalb oft rar: obwohl immer anwesend, ist er nie greifbar. Vielleicht hat er aber auch einfach zu viel zu tun - er kriegt ja ständig neue Besucher, die dann entweder nie mehr gehen wollen oder nur kurz seinen Luftraum verletzen. Aber hat man je himmlische Klagen gehört? Nun gut, ab und an vergießt er ein paar Tränen ob der Dinge, die hier unten passieren und manchmal grollt er auch ziemlich heftig, aber das wird dann hier entweder als Strafe Gottes oder Gewitter missverstanden. Zuweilen, ist ihm himmlisch zumute, legt er ein paar Regenbogenfarben auf, aber dieses Glück ist leider sehr, sehr flüchtig. So wie die meisten Himmelfahrten auf dem Boden der Tatsachen enden. stf