nd-aktuell.de / 03.09.2018 / Politik / Seite 2

Explosionen an Militärflughafen bei Damaskus

Vermutet wird israelischer Luftangriff mit bunkerbrechenden Waffen / Syrische Offizielle spielen Angelegenheit herunter

Damaskus. Anwohner des etwa fünf Kilometer vom Flughafen entfernten Ortes Jdeideh Artouz berichteten von zwei heftigen Explosionen, die etwa um 0:30 Uhr kurz aufeinander folgten. Die erste Explosion wurde als Raketeneinschlag geschildert, die zweite wurde offenbar durch die erste ausgelöst. Andere Zeugen wollten Flugabwehrfeuer gehört haben. Etwa eine Stunde lang seien Explosionen zu hören gewesen, ein gigantisches Feuer erhellte den Nachthimmel.

Die Personen, die der Autorin am Sonntagmorgen in Damaskus ihre Eindrücke schilderten, vermuteten einen israelischen Raketenangriff auf ein unterirdisches Waffenlager, das aber außerhalb des Flughafengeländes liegen soll. Sollte das zutreffen, müsste Israel eine - vermutlich lasergelenkte - bunkerbrechende Bombe eingesetzt haben, die auch abgereichertes Uran enthalten haben dürfte.

Eine namentlich nicht genannte syrische Geheimdienstquelle sagte russischen Medien zufolge, die Bombe sei von den israelisch besetzten Golanhöhen abgefeuert worden. Die syrische Luftabwehr habe reagiert, den Einschlag aber nicht verhindern können.

Offiziell wurde ein israelischer Angriff auf den Flughafen Mezzeh in Damaskus dementiert. Die syrische Armee sprach von einem »Kurzschluss«, der die Explosion ausgelöst habe. Diese zurückhaltende Darstellung deutet daraufhin, dass die syrische Seite den vermutlichen israelischen Angriff nicht thematisieren will. Der syrische Außenminister Walid Mouallim hatte tags zuvor dem Sender Russia Today gesagt, Israel bedrohe Syrien fortwährend und habe es in den letzten Jahren wiederholt angegriffen.

Die beste Antwort, die Syrien derzeit geben könne, sei, die »terroristischen Marionetten« (Israels) anzugreifen, die sich in Syrien aufhielten. Sollte es sich um einen israelischen Angriff gehandelt haben, muss er im Kontext mit den Vorbereitungen der syrischen Streitkräfte und ihrer Verbündeten auf die verbliebenen Rebellen in der nordwestlichen Provinz Idlib gesehen werden.

Die USA, Frankreich und Großbritannien haben Angriffe auf Syrien angekündigt, sollte die syrische Armee in Idlib chemische Waffen einsetzen. Damaskus weist die Unterstellung zurück und beschuldigt seinerseits - ebenso wie Russland - die vom Westen unterstützten Gruppen eine Provokation mit chemischen Substanzen inszenieren zu wollen, um einen westlichen Angriff zu provozieren.

Der neu ernannte US-Sonderbeauftragte für Syrien, James Jeffrey, besucht aktuell mit Joel Rayburn, einem weiteren US-Beamten, Israel, Jordanien und die Türkei. Die drei Staaten sollen laut dem US-Außenministerium von der Entschlossenheit der USA überzeugt werden, Syrien im Falle eines Chemiewaffeneinsatzes in Idlib anzugreifen.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas wird am Mittwoch in Ankara zu Gesprächen erwartet. Offiziell soll es um die Vorbereitung des Erdogan-Besuchs in Deutschland Ende des Monats gehen. Denkbar ist auch, dass Deutschland sich erneut bereit erklärt, »Weißhelmen« aus Idlib in Deutschland Zuflucht zu gewähren. Nach Aussagen eines Sprechers sollen sich noch 3000 »Weißhelme« in Idlib aufhalten. Karin Leukefeld