Explosionen an Militärflughafen bei Damaskus

Vermutet wird israelischer Luftangriff mit bunkerbrechenden Waffen / Syrische Offizielle spielen Angelegenheit herunter

  • Lesedauer: 3 Min.

Damaskus. Anwohner des etwa fünf Kilometer vom Flughafen entfernten Ortes Jdeideh Artouz berichteten von zwei heftigen Explosionen, die etwa um 0:30 Uhr kurz aufeinander folgten. Die erste Explosion wurde als Raketeneinschlag geschildert, die zweite wurde offenbar durch die erste ausgelöst. Andere Zeugen wollten Flugabwehrfeuer gehört haben. Etwa eine Stunde lang seien Explosionen zu hören gewesen, ein gigantisches Feuer erhellte den Nachthimmel.

Die Personen, die der Autorin am Sonntagmorgen in Damaskus ihre Eindrücke schilderten, vermuteten einen israelischen Raketenangriff auf ein unterirdisches Waffenlager, das aber außerhalb des Flughafengeländes liegen soll. Sollte das zutreffen, müsste Israel eine - vermutlich lasergelenkte - bunkerbrechende Bombe eingesetzt haben, die auch abgereichertes Uran enthalten haben dürfte.

Eine namentlich nicht genannte syrische Geheimdienstquelle sagte russischen Medien zufolge, die Bombe sei von den israelisch besetzten Golanhöhen abgefeuert worden. Die syrische Luftabwehr habe reagiert, den Einschlag aber nicht verhindern können.

Offiziell wurde ein israelischer Angriff auf den Flughafen Mezzeh in Damaskus dementiert. Die syrische Armee sprach von einem »Kurzschluss«, der die Explosion ausgelöst habe. Diese zurückhaltende Darstellung deutet daraufhin, dass die syrische Seite den vermutlichen israelischen Angriff nicht thematisieren will. Der syrische Außenminister Walid Mouallim hatte tags zuvor dem Sender Russia Today gesagt, Israel bedrohe Syrien fortwährend und habe es in den letzten Jahren wiederholt angegriffen.

Die beste Antwort, die Syrien derzeit geben könne, sei, die »terroristischen Marionetten« (Israels) anzugreifen, die sich in Syrien aufhielten. Sollte es sich um einen israelischen Angriff gehandelt haben, muss er im Kontext mit den Vorbereitungen der syrischen Streitkräfte und ihrer Verbündeten auf die verbliebenen Rebellen in der nordwestlichen Provinz Idlib gesehen werden.

Die USA, Frankreich und Großbritannien haben Angriffe auf Syrien angekündigt, sollte die syrische Armee in Idlib chemische Waffen einsetzen. Damaskus weist die Unterstellung zurück und beschuldigt seinerseits - ebenso wie Russland - die vom Westen unterstützten Gruppen eine Provokation mit chemischen Substanzen inszenieren zu wollen, um einen westlichen Angriff zu provozieren.

Der neu ernannte US-Sonderbeauftragte für Syrien, James Jeffrey, besucht aktuell mit Joel Rayburn, einem weiteren US-Beamten, Israel, Jordanien und die Türkei. Die drei Staaten sollen laut dem US-Außenministerium von der Entschlossenheit der USA überzeugt werden, Syrien im Falle eines Chemiewaffeneinsatzes in Idlib anzugreifen.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas wird am Mittwoch in Ankara zu Gesprächen erwartet. Offiziell soll es um die Vorbereitung des Erdogan-Besuchs in Deutschland Ende des Monats gehen. Denkbar ist auch, dass Deutschland sich erneut bereit erklärt, »Weißhelmen« aus Idlib in Deutschland Zuflucht zu gewähren. Nach Aussagen eines Sprechers sollen sich noch 3000 »Weißhelme« in Idlib aufhalten. Karin Leukefeld

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal