nd-aktuell.de / 17.11.2018 / Kultur / Seite 9

Unentschieden?

»17. November 1917: Das zweite Seegefecht bei Helgoland zwischen dem Deutschen Kaiserreich und Großbritannien während des Ersten Weltkriegs endet unentschieden.«

Das steht so wirklich im Online-Nachschlagewerk Wikipedia. Nun ist die Geschichte zwischen den Briten und den Deutschen über Jahrhunderte von, sagen wir, nicht ganz konfliktarmen Ereignissen geprägt. Und nicht nur im Krieg, auch im Fußball kam es häufiger zu Aufeinandertreffen. Bei einer dieser Auseinandersetzungen (es war am 30. Juli 1966) wurde zwar ein Gewinner gekürt, der aber, wie jeder Fußballexperte weiß, kein Sieger war (siehe Bild).

Glücklicherweise gibt es den Fußball, denn er ersetzt den Krieg und zivilisiert damit die Politik. Im Krieg kann es passieren, dass in einem Gefecht keine der Parteien den Sieg davon trägt (das Gemetzel kennt aber immer Verlierer: die beteiligten Soldaten!). Aber ein Unentschieden in einer Seeschlacht? Hat man am 17. November vor 101 Jahren die Toten gezählt und festgestellt, dass diesbezüglich zwischen Deutschland und Großbritannien Gleichstand herrschte? Oder bestand dieser in der Zahl der verschossenen Granaten? Im Zeitalter des Postfaktischen darf uns nichts mehr wundern. Fehlt nur noch, dass demnächst das Deutsche Kaiserreich zum zweiten Sieger des Ersten Weltkriegs erklärt wird. jam

Foto: imago/United Archives