nd-aktuell.de / 12.09.2019 / Unten links

Unten links

Unlängst wurden in dieser Zeitung Fake News verbreitet, und kaum einer hat es gemerkt. »Wie Dornröschen im Märchen aus Stroh Gold spinnt«, begann ein Satz im Feuilleton, einem ausdrücklich gelehrten Zeitungsteil. Ja, natürlich, werden Sie jetzt sagen, verehrte Leser, so ein Blödsinn, es war doch Rumpelstilzchen. Jetzt, da Sie mit der Nase darauf gestoßen werden. Aber wenn man solche Sätze in einem langen, facettenreichen, womöglich etwas einschläfernden Artikel liest, rutscht man glatt drüber weg. Hinzu kommt, zumindest bei altgläubigen Rezipienten, der Respekt vor dem gedruckten Wort. Dieses Phänomen wurde jüngst in einem Leserbrief mit der unglaublich treffenden Vokabel »Wortglauberei« beschrieben. Zuerst vermuteten wir einen schnöden Tippfehler; aber zwischen dem g und dem k liegen auf der Tastatur etwa sechs Zentimeter. Nein, wir halten das für Absicht und hoffen, dass die Wortglauberei einen festen Platz in der deutschen Sprache erobert. wh