nd-aktuell.de / 24.09.2019 / Unten links

Unten links

In saturierten Wohlstandsgesellschaften gedeiht die Sehnsucht nach Außergewöhnlichem. Doch die Normierung des Menschen und seines Treibens limitiert die Vorstellung dessen doch arg. So steigen alle am Ende ins Flugzeug, um mit Tausenden anderen einen unberührten Fleck zu finden - alle sind Touristen, niemand will es sein. Sich verneigend bleibt wahr: »Wohin auch immer wir reisen, wir suchen, wovon wir träumten, und finden doch stets nur uns selbst.« Das Unwohlsein daran führt zu immer waghalsigeren Urlaubsideen: Nach Tschernobyl für Instagram, die Radioaktivität influenct hoffentlich nicht mehr. Aber die Idee haben selbst mittelalte Glossisten bereits entdeckt. Etwas Abgefahrenes muss her. Man suche einen Reiseveranstalter, für den der Zug abgefahren ist. Die Pleite mitnehmen, Festhängen am Urlaubsort, »Evakuierungsaktionen« durch Regierungen, dieser Nervenkitzel - da fühlt man sich doch gleich wie ein Entdecker! Wie James Cook, auch wenn man Thomas heißt. stf