nd-aktuell.de / 06.04.2020 / Kultur / Seite 11

No Sunshine

Bill Withers ist tot

In den siebziger Jahren hatte der Mann eine Hand voll Welthits, an die man sich noch in vielen Jahren erinnern dürfte: Meist waren seine einfühlsamen, melancholisch angehauchten Lieder halb heizdeckenwarmer Ohrenschmeichler, halb entspannt einhergroovendes Soulstück: »Ain’t No Sunshine«, ein Song seines vom großartigen Booker T. Jones produzierten Debütalbums »Just as I Am« (1971), wurde zum Klassiker. Eigentlich war dieses Stück, das eine Art Klagegesang ist, in dem aufgrund der Abwesenheit einer geliebten Person heftig getrauert wird, zunächst als B-Seite der ersten Single von Bill Withers erschienen, heute gilt es als Withers’ bekanntestes.

Weitere Hits waren das von der Gospelmusik beeinflusste »Lean on me« und der Prä-Disco-Ohrwurm »Lovely Day« aus dem Jahr 1977, auf dem der Sänger das Wort »day« an einer Stelle kunstvoll auf 19 Sekunden ausdehnt. Doch oft war seiner Musik auch ein »illusionsloser, oft zorniger Sozialrealismus« eigen, »der von der nicht endenden Qual des Rassismus und der Ausbeutung erzählt«, wie es in der »Zeit« in einem sehr lesenswerten Nachruf auf den Sänger heißt.

Auch Künstlerinnen und Künstler wie Barbra Streisand, Etta James, Will Smith, Michael Jackson, Tom Jones, Liza Minnelli, Diana Ross und Mick Jagger coverten im Lauf der Jahre Songs von Bill Withers.

Mitte der achtziger Jahre beendete der Sänger seine Karriere und stieg aus dem Musikgeschäft aus. Vor fünf Jahren wurde sein Name in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.

Der US-amerikanische Soulsänger und Songwriter Bill Withers ist vergangene Woche im Alter von 81 Jahren in Los Angeles an einem Herzleiden gestorben. tbl