nd-aktuell.de / 02.06.2021 / Kommentare / Seite 10

Der neue Klassenwiderspruch

Simon Poelchau über die Debatte zum Ende der Homeoffice-Pflicht

Simon Poelchau

Geht es nach dem Willen der Arbeitgeberverbände, dann soll alles möglichst schnell wieder auf Vorkrisenniveau. Seitdem die Corona-Infektionszahlen sinken, plärren sie, dass die Pflicht der Unternehmen, Homeoffice und Corona-Tests anzubieten, schnell wieder fallen sollen. Zumindest sperren sich die SPD-Minister der Bundesregierung dagegen, dass das noch vor Ende Juni passiert, wenn die derzeitigen Regeln auslaufen.

Dass sich DGB-Chef Reiner Hoffmann nun auch zu Wort meldet und ein Ende der Homeoffice-Pflicht an den Impffortschritt knüpfen will, ist gut. Denn die Corona-Zahlen sind derzeit auch deshalb so niedrig, weil die Arbeitgeber gedrängt werden, die Beschäftigten, überall wo es geht, von zu Hause aus arbeiten zu lassen. Die Homeoffice-Debatte[1] wird aber nicht mit dem Ende der Pandemie aufhören. Viele Angestellte wollen die Möglichkeit, häufiger am heimischen Schreibtisch zu arbeiten[2], nicht mehr missen. Doch die Arbeitgeberverbände sperren sich gegen ein allgemeines Recht auf Homeoffice, mit dem etwa die Grünen Wahlkampf machen wollen.

So wird Homeoffice zum neuen Klassenwiderspruch - auch weil besonders Geringverdienende wegen ihrer Arbeit nicht ins Homeoffice können, während die Mittelschicht in Corona-Zeiten daheim bleiben konnte.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1151616.arbeitskonflikte-in-der-corona-zeit-das-demokratische-moment-des-streiks.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1152466.homeoffice-auf-monitore-starren.html