nd-aktuell.de / 11.02.2022 / Ratgeber / Seite 28

Negativzinsen haben längst auch Durchschnittssparer erreicht

Bittere Zeiten für die Sparer

Bittere Zeiten brechen für Sparer in Deutschland an: Daten des Vergleichsportals Verivox zufolge verlangt inzwischen etwa jedes dritte von etwa 1300 ausgewerteten Kreditinstituten Negativzinsen ab bestimmten Summen.

»Negativzinsen sind zu einem Massenphänomen geworden und haben längst auch den Durchschnittssparer erreicht«, sagte Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. Demnach erheben mindestens 423 Banken und Sparkassen von Privatkunden ein sogenanntes Verwahrentgelt auf Tagesgeld-, Giro- oder Verrechnungskonten. Das sind 245 mehr als 2020. Nach Daten des Verbraucherportals Biallo verlangen sogar knapp 550 Geldhäuser Negativzinsen auf private Guthaben. 2021 führten den Angaben zufolge fast 300 Institute ein Verwahrentgelt für Guthaben auf dem Tagesgeld- oder Girokonto ein.

Lange Zeit wurden bei großen Summen ab 100 000 Euro Negativzinsen fällig. Doch mindestens 155 Banken berechnen das Verwahrentgelt bereits ab einem Gesamtguthaben von 50 000 Euro oder weniger. Immer häufiger würden die Negativzinsen auch für kleinere Summen ab 5000 Euro fällig.

Die meisten Sparkassen und Banken orientieren sich bei der Höhe des Verwahrentgeltes an dem Zins von 0,5 Prozent, den sie auf einen Teil ihrer überschüssigen Einlagen zahlen müssen, wenn sie diese bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Verivox zufolge gehen 19 Geldhäuser noch darüber hinaus und stellen zumindest einem Teil der Kundschaft Negativzinsen von 0,55 bis 1 Prozent in Rechnung.

Ob Kreditinstitute Negativzinsen erheben dürfen, ist rechtlich umstritten. Verbraucherschützer halten Negativzinsen auf private Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten generell für unzulässig. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat deshalb Klagen gegen Kreditinstitute erhoben und sieht sich durch ein Urteil des Landgerichts Berlin (Az. 16 O 43/21) bestätigt. Das Gericht hatte in erster Instanz entsprechende Klauseln im Preisverzeichnis eines Geldhauses für unzulässig erklärt. Das Kreditinstitut legte inzwischen Berufung ein.dpa/nd