Dank der Klimaaktivist*innen vom »Aufstand der letzten Generation«[1] ist das Thema Lebensmittelverschwendung zurzeit in aller Munde. Wenn auch nicht ganz so häufig wie die Diskussion über die Angemessenheit von Autobahnblockaden.[2] Warum eigentlich nicht? Warum beschäftigt sich das Berliner Abgeordnetenhaus damit, ob gegen Stauverursacher*innen härter vorgegangen werden sollte,[3] aber nicht mit der Frage, wie unnötige Emissionen verhindert werden könnten? Obwohl ein klimaneutrales Berlin erklärtes Ziel der rot-grün-roten Regierung ist. Um das zu erreichen, wird die Hauptstadt um eine Ernährungswende aber nicht herumkommen. Es können noch so viele Dächer mit Solaranlagen gedeckt werden - solange Lebensmittel für die Tonne produziert werden,[4] und die dahinter stehende Industrie für ein Drittel aller Treibhausgase verantwortlich ist,[5] bleibt Klimaneutralität ein frommer Wunsch.
Hinzu kommt der soziale Aspekt: Bis zu 50 000 Berliner*innen sind auf Lebensmittelspenden der Tafel angewiesen.[6] Das Wort Lebensmittel drückt schon aus, worum es hier geht: ums Überleben. Der eigentliche Wert von Nahrungsmitteln ist weder in Geld noch in Emissionen messbar. Sie wegzuwerfen ist respektlos gegenüber den Erzeuger*innen und gegenüber allen Menschen, die jeden Cent umdrehen müssen, um sich anständige Mahlzeiten leisten zu können.
Lösungen liegen genug auf dem Tisch: von der Tafel über Foodsharing bis hin zu regionalen Lieferketten. Was fehlt, ist der politische Wille, für Nahrungsmittelsicherheit zu sorgen.