Was hat dieses Lied genervt. Es ist so runtergeleiert, zum Mitsingen und Mitklatschen. Das Lied der Hippies überhaupt: »Give Peace a Chance«. Aufgenommen von John Lennon und Yoko Ono[1] im Juni 1969 in einem Hotel in Montreal. Zusammen mit ein paar Leuten in ihrem Hotelzimmer, darunter der Beatnik-Dichter Allen Ginsberg, der Drogenwissenschaftler Timothy Leary[2] und die »Downtown«-Sängerin Petula Clark. Und ein Rabbi und Krishna-Mönche und Journalisten, die dachten, hier zieht sich jemand aus. Denn das Ganze war ein »Bed-In« für den Weltfrieden, veranstaltet von Lennon und Ono, gerade frisch verheiratet.
Doch es passierte kein Skandal, sondern eine Feier der Verweigerung: Gegen Strammstehen, Waffenstarren und Sterbenwollen für irgendwelche »Werte«, für die sich niemand etwas kaufen kann. Bitte alle mitsingen! Gegen die »Zeitenwende«[3], die Bundeskanzler Scholz am Sonntag im Bundestag ausgerufen hat, als er wie der Kaiser 1914 die neuen Kriegskredite ankündigte: 100 Milliarden Euro für das Militär. Nicht für Klima, Bildung, Wohnen, bloß nicht - alles für die Rüstungsindustrie. Das sei »der Preis der Freiheit«, sagte Finanzminister Lindner. Denn immer nur Frieden, das ist doch lächerlich. Noch lächerlicher ist aber ein Atomkrieg: Der dauert vielleicht ein oder zwei Tage und dann ist die Welt kaputt.
Was wollt ihr eigentlich, wurde John Lennon damals gefragt: »Dem Frieden eine Chance geben«, sagte er. In den Medien sehe man immer nur Krieg, Krieg, Krieg, »sehen wir zu, dass wir Frieden, Frieden, Frieden in die Schlagzeilen kriegen«.