nd-aktuell.de / 24.03.2022 / Kommentare / Seite 8

Extrem kurzsichtig

Die Agrarmaßnahmen der EU-Kommission könnten den Green Deal verzögern

Haidy Damm
Sie bemühten sich sehr in der Pressekonferenz: EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis und EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski beteuerten mehrmals, die jetzt durch den Krieg gegen die Ukraine ergriffenen Maßnahmen zur Sicherung der Futtermittel[1] in Europa seien kurzfristig – keinesfalls werde man vom Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie[2] abweichen. Dabei stand letztere eigentlich auf dem Plan. Auch hier Abwiegeln: Es sei zwar von der Tagesordnung verschwunden, aber nicht verschoben.

Doch Vorsicht: In den vergangenen Wochen haben Vertreter*innen der Agrarchemie nach Recherchen von Lobbyverbänden sehr häufig an die Türen in Brüssel geklopft, auch gibt es zahlreiche Verlautbarungen konservativer Politiker*innen, die knapp übersetzt sagten: »Nun ist mal Schluss mit dem Ökoquatsch. Wir müssen Menschen ernähren.«

Sicher muss die EU-Kommission auf die Folgen des Krieges in der Ukraine[3] reagieren. Aber es ist extrem kurzfristig gedacht, eine Anpassung der Landwirtschaft auf Klimakrise und Artensterben zu vernachlässigen. Weitere Planungsunsicherheit nützt den Landwirt*innen nicht. Und Ernährungssicherheit braucht resiliente Agrarsysteme. Ansonsten heißt Zukunft: mehr Hunger, mehr Krisen und mehr Kriege.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1162379.ukraine-krieg-bluehstreifen-fuer-futtermittel.html?sstr=Haidy
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1160991.pestizidverbrauch-in-europa-transparente-datenerfassung-bei-pestiziden-gefordert.html?sstr=Farm-to-Fork
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1161925.lebensmittelpreise-und-ukraine-krieg-macht-lebensmittel-noch-teurer.html?sstr=Lambeck