Es ist gut, dass Armenien und die Türkei weiter verhandel[1]n, um ihre Beziehungen zu normalisieren. Das ist vor allem im Interesse Armeniens, denn das Land liegt wirtschaftlich am Boden und ist auf gute Handelsbeziehungen mit dem großen Nachbarn Türkei angewiesen[2]. Dafür müssen die Grenzen zwischen beiden Ländern und die Botschaften wieder geöffnet werden. Vor allem aber muss der Konflikt um Berg-Karabach mit einem Friedensvertrag beendet werden. Sonst wird's auch mit der Türkei nichts.
Umsonst ist der Ausgleich mit Aserbaidschan und der Türkei aber nicht zu haben - und der Preis könnte zu hoch sein. Die Menschen in Armenien werten die Zugeständnisse ihres Regierungschefs an Aserbaidschan hinsichtlich Berg-Karabach als Ausverkauf armenischer Interessen. Die Opposition nutzt die Gunst der Stunde, um die Regierung Paschinjan zu stürzen.[3] Aber was folgt danach, die Wiederaufnahme des Kriegs gegen Aserbaidschan? Diese Logik wäre fatal. Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew hat erklärt, dass der angebotene Friedensvertrag Armeniens »einzige und letzte Chance«[4] sei, andernfalls werde man die territoriale Integrität Armeniens nicht anerkennen. Aber auch Baku braucht Paschinjan[5], sollte sich mithin kompromissbereiter zeigen, auch wenn es den Krieg gewonnen hat.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1163518.berg-karabach-konflikt-gefahr-fuer-den-frieden.html