nd-aktuell.de / 09.05.2022 / Politik / Seite 1

Idealistin

Karine Jean-Pierre wird als erste Schwarze Frau und homosexuelle Person Pressesprecherin des Weißen Hauses

Ulrike Wagener

»Ich bin alles, was Trump hasst«, sagte Karine Jean-Pierre einmal in einem Video. Schwarze Frau, Lesbe, Mutter, Tochter haitianischer Einwanderer[1] aus der Arbeiterschicht. Und jetzt: eines der Gesichter der Biden-Administration. Am 13. Mai wird sie als erste Schwarze Frau und erste Person aus der LGBTIQ-Community Sprecherin des Weißen Hauses. »Dies ist ein historischer Moment, und das ist mir nicht entgangen«, sagte Jean-Pierre. Nach Wochen der Spekulationen wurde nun bekannt, dass sie Jen Psaki nachfolgt, deren Vertreterin die 44-Jährige bislang war. Während Psaki nach eigenen Angaben mehr Zeit »zu schlafen und Bücher zu lesen« sucht, wird Jean-Pierre dafür wohl nun weniger Zeit haben. Ihre Vorgängerin trat im letzten Jahr fast täglich vor die Presse. Präsident Joe Biden attestiert Jean-Pierre »die Erfahrung, das Talent und die Integrität«, die für diese Aufgabe erforderlich seien.

Sie selbst beschreibt ihr Leben als eine Migrationsgeschichte – und als erfolgreiche Verwirklichung des »American Dream«. Erfolg durch Arbeit. Auf Martinique geboren, kam sie mit ihren haitianischen Eltern im Alter von fünf Jahren in die USA[2] und wuchs in New York auf, ihre Mutter Haushaltshilfe, ihr Vater Taxifahrer. Nicht selten war sie es, die auf ihre jüngeren Geschwister aufpasste. Ihr Ziel war die Politik: Sie studierte Public Affairs an der Elite-Universität Columbia und war 2008 in der Präsidentschaftskampagne von Barack Obama aktiv. Schon der Wahl von Donald Trump Wahl arbeitete Jean-Pierre daran mit, ihn wieder loszuwerden: 2016 in einer NGO-Kampagne, 2020 als Stabschefin von Vizepräsidentschaftskandidatin Kamala Harris.

Ihr Engagement für die Demokraten – und gegen Trump – begründete sie mit Idealismus und mit ihrer Tochter, die sie zusammen mit ihrer Partnerin, der CNN-Korrespondentin Suzanne Malveaux, hat. Karine Jean-Pierre ist alles, was Trump hasst, und ein passendes Gesicht für die Biden-Administration.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1161520.hispaniola-migration-laesst-sich-nicht-stoppen.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1163567.zentralasien-die-usa-sind-zurueck.html