nd-aktuell.de / 01.08.2022 / Wissen / Seite 1

Helfen binaurale Beats?

Diesmal geht es um die Frage, ob schräge Töne psychedelisch wirken

Christof Meueler / Steffen Schmidt

Es gibt eine neue Untersuchung[1], dass binaurale Beats der Gesundheit förderlich seien. Ist das Heilung durchs Hören?

Die Idee stammt schon aus den 70er Jahren aus den USA. Binaural heißt dabei, dass man mit den beiden Ohren zwei Töne mit leicht unterschiedlicher Höhe hört, die sich das Gehirn zu einem dritten Ton zusammensetzt. Das funktioniert so nur über Kopfhörer. Wenn man das über Lautsprecher laufen hat, dann würden sich die beiden Töne einfach überlagern. Wenn das über die beiden Ohren getrennt gehört wird, dann muss das Gehirn damit fertig werden. Viele Leute, die das benutzen, sind der Meinung, dass sie so zumindest besser einschlafen können. Manche sprechen auch von Visionen, die sie dann bekommen würden.

Eine natürliche Droge.

Natürlich ist es nun nicht gerade. Aber auf jeden Fall harmloser als ein Schlafmittel. Andererseits könnte ich mit Kopfhörern auf den Ohren nicht gut einschlafen, ehrlich gesagt.

Und funktioniert das jetzt nur mit Beats, oder sind auch andere Töne denkbar?

Das ist ja das Schräge. Ich habe mir mal ein paar Sachen auf Youtube angehört, nachdem ich von dieser neuen Mode gehört habe. Und das Wort Beats führt da ziemlich in die Irre.

Das ist nur dem Stabreim geschuldet?

Das vermute ich fast. Denn eigentlich ist das Ganze eher eine Art melodisches Rauschen.

Es gab doch auch schon in den 70er Jahren in der Tontechnik Versuche, die Räumlichkeit beim Musikhören zu verbessern, zum Beispiel das quadrofonische Hören mit vier statt zwei Lautsprechern.

Bei der Musik hat diesen Aufwand eigentlich kaum jemand ernsthaft betrieben. Es gab zwar quadrofone Langspielplatten von Pink Floyd, Mike Oldfield und etlichen anderen, Aber insgesamt war das bei der Schallplatte dann doch ein Flop. Frank Zappas quadrofon aufgenommenenes Album kam erst nach seinem Tod als Audio-DVD heraus. Allerdings gab es den Raumton außerhalb des Musikgeschäfts schon länger. Die 70-Millimeter-Filme der 60er Jahre besaßen sechs Tonkanäle, die in entsprechend ausgerüsteten Kinos auch tatsächlich ausgespielt wurden. Wenn man sich so die alte sowjetische Großproduktion »Krieg und Frieden« im Kinos ansah, dann hörte man den Schlachtenlärm wirklich sehr räumlich. Oder – weniger martialisch – der US-Film „My Fair Lady». Heute haben wohl fast alle Kinos eine mehrkanalige Tonanlage, um die Räumlichkeit nachzubilden. Gibt es längst auch für das Heimkino zu Hause, und ob nun minimalistisch als sogenannte Soundbar unter dem Fernseher oder aufwendig mit Zusatzlautsprechern im Rücken und an der Decke. 

In der Popmusik wurde eher auf den Überwältigungseffekt durch hohe Lautstärke gesetzt. So wie andere Leute sehr scharfe Speisen mögen, gehen manche zu den extralauten Doom-Metal-Konzerten von Sunn O))).

Das ist nichts für mich. Ich habe schon nach einem durchschnittlichen Neil-Young-Konzert in der Waldbühne hinterher bestimmt eine halbe Stunde noch ein Klingeln in den Ohren. Und mit dem Alter wird man leider empfindlicher. Obwohl man interessanterweise auch schwerhöriger wird.

Links:

  1. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/dar.13464