nd-aktuell.de / 30.05.2022 / Kommentare / Seite 1

Beschleunigte Umverteilung

Während Unternehmen die Inflation über kurz oder lang weitergeben, können die Löhne mit der Teuerung nicht mithalten

Simon Poelchau

Die Inflation wird zunehmend auch für Normalverdiener*innen ein Problem. Bei einer Preissteigerung von voraussichtlich 7,9 Prozent, wie sie das Statistische Bundesamt für Mai bekanntgab, schauen nicht mehr nur Menschen mit geringem Einkommen beim Einkaufen darauf, was sie tatsächlich noch bezahlen können oder wollen[1]. Und wenn man sich nicht im Supermarkt zurückhält, dann spätestens beim nächsten Urlaub.

Dadurch findet eine beschleunigte Umverteilung der Inflationskosten statt. Denn während die Unternehmen über kurz oder lang die höheren Einkaufspreise an ihre Kund*innen weitergeben, können die Löhne ihrer Beschäftigten nicht mehr mit der Inflation mithalten. In den ersten drei Monaten 2022 gingen diese real – also nach Abzug der Inflation – schon um 1,8 Prozent zurück. Und seitdem hat die Inflation nochmal einen großen Sprung nach oben gemacht.

Dabei ist es nicht das erste Mal, dass die Beschäftigten infolge einer Krise weniger Geld in der Tasche haben. Bereits in der Coronakrise schrumpfte ihre Kaufkraft[2]. Und so werden auch jetzt staatliche Maßnahmen nicht alles auffangen können.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1163907.steigende-armut-durch-inflation-wenn-es-nicht-mehr-fuer-die-wassermelone-reicht.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1160222.inflation-die-kaufkraft-schwindet.html