nd-aktuell.de / 21.06.2022 / Kommentare / Seite 1

Israel steuert blind in Neuwahlen

Regierungskoalition will das Parlament in Jerusalem auflösen lassen

Cyrus Salimi-Asl

Von außen betrachtet erscheint die israelische Innenpolitik chaotisch: Nun werden die Bürger*innen wohl zum fünften Mal innerhalb von dreieinhalb Jahren ein Parlament wählen müssen. Aber die Schwierigkeit, in der Knesset regierungsfähige Mehrheiten zu finden[1], spiegelt nur eine heterogene, in großen Teilen zerstrittene Gesellschaft wider. Das muss nicht per se schlecht sein, nur bleiben viele politische Aufgaben ungelöst – allen voran das Verhältnis zu den palästinensischen Arabern in Israel und dem besetzten Westjordanland[2] betreffend.

Mit einem verfahrenstechnischen Trick will Israels Premier Bennett nun das Auslaufen eines Gesetzes verhindern[3], das israelische Siedler in den besetzten Gebieten rechtlich gleichstellt mit Staatsbürger*innen auf israelischem Territorium – so als ob die besetzten Gebiete zum Staatsgebiet gehörten. Daran lässt sich der Charakter von Israels Politik im Westjordanland[4] gut ablesen. Zerbrochen ist die Koalition letztlich an Machtspielchen der Rechten; vor allem Ex-Premier Benjamin Netanjahu hofft im Hintergrund auf seine Chance für eine Rückkehr an die Macht[5]. Was nach den Neuwahlen kommt, ist aber völlig ungewiss.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1158231.israel-es-regiert-der-kleinste-gemeinsame-nenner.html?sstr=israel|regierung
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1163205.nahost-konflikt-heiliger-naehrboden-fuer-krieg.html?sstr=israel
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1164735.neuwahlen-in-israel-benjamin-netanjahu-auf-der-lauer.html?sstr=israel
  4. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1161024.israel-wir-brauchen-loesungen-fuer-die-besetzten-gebiete.html?sstr=israel
  5. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1164669.israel-israels-regierung-droht-das-aus.html?sstr=israel