Wer angenommen hatte, dass der Linke-Parteitag in Erfurt[1] das Ende der internen Auseinandersetzungen bringen würde, ist ein Fantast. Wer sich sicher war, dass die alte Devise »Nach dem Parteitag ist vor dem Streit« weiter gilt, ist – wie sich am Tag 1 nach Erfurt zeigt – ein Realist.
Natürlich müssen Differenzen ausgetragen werden. Aber es wäre ja immerhin eine Möglichkeit, Mehrheitsentscheidungen eines Parteitags in Personal- und inhaltlichen Fragen[2] zu akzeptieren. Sahra Wagenknecht tut genau das Gegenteil und teilte umgehend per Ferndiagnose mit, was sie von der neuen Parteiführung hält: nichts. Sie wusste, kaum waren die Stimmen in Erfurt ausgezählt, dass die dort gewählten Linke-Vorsitzenden ein »losing team« sind – eine Verlierertruppe.
Das ist eine offene Kampfansage, nachdem Kandidaten aus dem Wagenknecht-Umfeld in Erfurt scheiterten oder zurückzogen. Die Auseinandersetzung in der Linken wird damit nicht kanalisiert, sondern eskaliert[3]. Wagenknecht gibt einen Ton vor – auch für die angekündigte Konferenz ihrer Anhänger im Herbst. Ausgestreckte Hand? Nein, geballte Faust.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1164883.linkspartei-auf-eskalationskurs.html