Diplomatisch ist es ein Schuss ins eigene Knie, militärisch ein Zeichen des »Mir kann keiner was«. Mit dem Beschuss des Hafens von Odessa[1] durch Russland zeigt Wladimir Putin einmal mehr, dass er die Spiel- und Kriegsregeln nach eigenem Gutdünken auszulegen gedenkt. Der Beschuss zu einem Zeitpunkt, als die Tinte unter den Abkommen zur Getreidelieferung[2] aus der Ukraine kaum trocken war, trifft militärisch die Ukraine, diplomatisch die Uno und die Türkei.
Putin stößt mit seinem Vorgehen sowohl UN-Generalsekretär António Guterres als auch den türkischen Präsident Recep Tayyip Erdoğan vor den Kopf. Guterres war der einzige namhafte Politiker, der von Anfang an auf Verhandlungen drängte, um den Ukraine-Krieg beizulegen. Als einzigen Erfolg konnte er das Abkommen über die Getreidelieferungen verbuchen, mit dem der sich verschärfenden globalen Hungerkrise[3] entgegengewirkt werden sollte. Das Abkommen ist mit dem Beschuss zwar nicht obsolet, aber ob es über seine Papierform hinauskommen wird, ist nun mehr als fraglich. Für den Fortgang des Ukraine-Kriegs heißt das nichts Gutes. Putin eskaliert, wann immer es ihm passt.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1165539.ukraine-krieg-putin-der-eskalator.html