- Kommentare
- Ukraine-Krieg
Putin, der Eskalator
Martin Ling über den Beschuss des Hafens von Odessa
Diplomatisch ist es ein Schuss ins eigene Knie, militärisch ein Zeichen des »Mir kann keiner was«. Mit dem Beschuss des Hafens von Odessa durch Russland zeigt Wladimir Putin einmal mehr, dass er die Spiel- und Kriegsregeln nach eigenem Gutdünken auszulegen gedenkt. Der Beschuss zu einem Zeitpunkt, als die Tinte unter den Abkommen zur Getreidelieferung aus der Ukraine kaum trocken war, trifft militärisch die Ukraine, diplomatisch die Uno und die Türkei.
Putin stößt mit seinem Vorgehen sowohl UN-Generalsekretär António Guterres als auch den türkischen Präsident Recep Tayyip Erdoğan vor den Kopf. Guterres war der einzige namhafte Politiker, der von Anfang an auf Verhandlungen drängte, um den Ukraine-Krieg beizulegen. Als einzigen Erfolg konnte er das Abkommen über die Getreidelieferungen verbuchen, mit dem der sich verschärfenden globalen Hungerkrise entgegengewirkt werden sollte. Das Abkommen ist mit dem Beschuss zwar nicht obsolet, aber ob es über seine Papierform hinauskommen wird, ist nun mehr als fraglich. Für den Fortgang des Ukraine-Kriegs heißt das nichts Gutes. Putin eskaliert, wann immer es ihm passt.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.