nd-aktuell.de / 27.07.2022 / Kommentare / Seite 1

Rechenkunststück in der Pflege

Ulrike Henning über die Schieflage bei den Eigenanteilen

Ulrike Henning

Die Freude ist geteilt: Seit Januar ist für Pflegebedürftige, die schon länger in Heimen leben, ein gestaffelter Zuschlag zu den Pflegekosten[1] möglich. Wer länger als drei Jahre dort ist, erhält einen Zuschlag von 70 Prozent auf den Pflege-Eigenanteil. Wenn es weniger als zwölf Monate sind, gibt es nur fünf Prozent. Schlecht für die Neuzugänge, aber auch die anderen Bewohner können sich nur bedingt freuen. Denn auf die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen gibt es keinen Zuschlag.

Trotz der Neuregelung sind die Eigenanteile seit Januar weiter gestiegen. Aktuelle Daten des Verbandes der Ersatzkassen belegen das. Pflege bleibt demnach ein Armutsrisiko[2]. Besonders schändlich ist bei dem bestehenden Konzept, dass hier mit spitzer Feder gerechnet wurde. Denn für die meisten Menschen bleibt nach dem Umzug ins Heim nur eine kurze Zeit bis zum Lebensende. Ältere Zahlen sagen, dass die Hälfte das erste Jahr nicht überlebt. Nur, wenn es gar nicht mehr anders geht[3], wollen Senioren ihr bisheriges Zuhause aufgeben. Dass der Zeitpunkt dafür in der Regel hinausgeschoben wird, liegt nicht nur, aber auch an den erwartbaren Kosten.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1161235.pflegereform-entlastung-der-pflegebeduerftigen-angestrebt.html?sstr=Eigenanteil
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1158284.pflegebeduerftigkeit-pflegerisiko-haengt-vom-geld-ab.html?sstr=Pflegeheim
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1161235.pflegereform-entlastung-der-pflegebeduerftigen-angestrebt.html?sstr=Eigenanteil