Es ist ein Segen, dass die kleine Zentrumspartei Azione nichts mehr wissen will von einem Wahlbündnis mit der Demokratischen Partei (PD). Azione-Chef Carlo Calenda bietet sich seit Wochen dem Meistbietenden an, hausiert mit Wahlprognosen, die seiner Partei sechs Prozent der Stimmen voraussagen. Sein Wahlprogramm ist unternehmerfreundlich und offen für Atomenergie; Sozialpolitik ist dagegen weniger Calendas Sache: Der liberale Technokrat hätte die Programmatik des PD noch weiter Richtung politische Mitte gerückt. Dagegen bietet das Bündnis mit den Grünen und der linken SI (Sinistra Italiana)[1] die Chance, einen Wahlkampf mit linken Themen zu bestreiten, um eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Rechten zu verhindern.
Ob sich das rechte Wahlbündnis von Meloni[2], Salvini und Berlusconi dadurch aufhalten lässt, bleibt fraglich. Das Wahlsystem – eine Mischung aus Mehrheits- und Verhältniswahl[3] – belohnt Koalitionen mit zugkräftigen Kandidat*innen in den Wahlkreisen. Mit linken Themen[4] wie Grundeinkommen, Mindestlohn und Rechten für Migranten[5] könnte die Mitte-Links-Allianz vor allem in großen Städten punkten.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1165968.italien-neuorientierung-vor-der-wahl.html