Händereiben bei der Opposition: Innerkoalitionäre Verstimmung, zu welchen belanglosen Dingen auch immer, gießt brav Wasser auf ihre Mühlen. Die Rede vom »Schummel-Verdacht«, in den Mund genommen vom rechtspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, zeigt ungefähr das Niveau an, mit dem hier die Diskreditierung einer Linke-Politikerin betrieben werden soll – von Leuten, von denen man nicht wissen will, wie oft sie als Zweitklässler bei der Dreierreihe im Einmaleins von ihrem Nachbarn abgeschrieben haben, ganz zu schweigen von mittels Plagiaten erworbenen Doktortiteln, um die es in regelmäßigen Abständen in der Öffentlichkeit geht. Solches soll hier natürlich auch keinesfalls unterstellt werden, aber fest steht: Es gibt in Berlin keine neue Plagiatsaffäre wie die der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) seinerzeit oder diverser Politiker*innen von FDP, CDU und CSU, von denen stellvertretend nur Florian Graf, Anette Schavan und Karl-Theodor zu Guttenberg genannt werden sollen.[1]
Problematischer ist der Umgang mit Lena Kreck und der Frage, ob sie den Professorinnentitel, den sie rechtmäßig erworben hat, in ihrem Amt als Justizsenatorin tragen darf, innerhalb der rot-grün-roten Berliner Regierungskoalition. Denn auch wenn Kontrolle gut ist: Vertrauen ist besser. Möglicherweise hat sich die Gesundheits- und Wissenschaftsverwaltung mit der Prüfungskonstruktion mittels Hochschulgesetz ein ziemliches Ei gelegt. Aber man wollte es wohl darauf ankommen lassen. Natürlich muss sich innerhalb der Regierungskoalition ordentlich politisch gestritten werden können. Was sie aber dafür braucht – und hier hat Lena Kreck recht – ist eine stabile Konstitution. [2]
Man kann von Titeln halten, was man will. Gerade bei Linken wird ihr Tragen entweder als anrüchig oder als eitel wahrgenommen. Aber sie zeigen doch zuweilen an, dass man nicht nur ideologisch auf der Seite der Entrechteten und Ausgebeuteten stehen kann, sondern diese Haltung auch wissenschaftlich und im Fall von Lena Kreck juristisch vertritt.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1166641.lena-kreck-titel-sind-schall-und-rauch.html