Lange war das Verhältnis zwischen Kairo und Ankara unterkühlt. Im Juli 2013 putschten in Ägypten die Militärs[1], setzten den gewählten Präsidenten Mohammad Mursi ab und übernahmen selbst die Regierungsgeschäfte. Die türkische Regierung unter dem damaligen Ministerpräsidenten Erdoğan protestierte[2], sprach von einem »Putsch«. Mursi gehörte den Muslimbrüdern an, einer islamistischen Bewegung, der Erdoğan ideologisch nahesteht; in Kairo gilt sie dagegen als »Terror-Organisation«. Nun sollen die Botschafter zurückkehren[3].
Die Realpolitik rückt wieder in den Mittelpunkt: Der türkische Präsident Erdoğan, gestärkt durch seine Wiederwahl, will die Beziehungen zu den arabischen Nachbarländern normalisieren, Ägypten ist das bevölkerungsreichste.[4] Ebenso kann sich das Militärregime in Kairo auf lange Sicht nicht erlauben, mit Ankara im Streit zu liegen[5], dafür ist die Türkei zu einflussreich in der Region. Beide Länder leisten sich Armeen mit über 900 000 Soldaten[6], Reservisten eingeschlossen, die im libyschen Bürgerkrieg[7] auf unterschiedlichen Seiten standen. Zu wünschen wäre, dass sie sich nun für den Friedensprozess einsetzen.