Kurzfristig wurde das Schlimmste knapp verhindert: Die Thüringer AfD wird keinen Oberbürgermeister stellen. Nicht, weil sich die anderen Parteien in Nordhausen zusammenraffen konnten, um sich geschlossen gegen Jörg Prophet zu stellen. Sondern weil die dortige Zivilgesellschaft[1] gegen ihn und für den parteilosen Rivalen mobilisiert hatte.
45,1 Prozent für einen Neofaschisten sind wahrlich kein Grund zur Freude, wenngleich ein AfD-Sieg angesichts der mehrfachen rechten Kommunalerfolge[2] der vergangenen Monate praktisch wie symbolisch fatal gewesen wäre.
Langfristig steht das Schlimmste noch bevor: Immerhin hat sich am Sonntag fast die Hälfte der Nordhausener Wähler*innen für rechts entschieden. Und noch am selben Abend hoben Trachtenträger beim sächsischen Oktoberfest in aller Öffentlichkeit den rechten Arm zum Hitlergruß während sie den Wehrmachts-Marsch »Erika« grölten. Die alt-anmutende Neu-Rechte bedient sich nicht mehr nur der deutschen Geschichte. Direkt nach der Nordhausen-Wahl witterte das rechte »X«-Milieu Wahlbetrug. Dort kursiert gerade tausendfach eine Grafik, die eins zu eins von der pro-Trump-Kampagne im Nachgang der Biden-Wahl kopiert wurde.