nd-aktuell.de / 13.11.2025 / Politik

Nepals Revolte gegen die politische Klasse

Nach einer Internet-Sperre stürmen Jugendliche das Parlament. Ihre Wut richtet sich gegen eine Regierungspartei, die dem Namen nach kommunistisch ist

Raul Zelik
Gen Z – Nepals Revolte gegen die politische Klasse

Im Himalaya-Staat Nepal begann der Aufstand[1] mit Auseinandersetzungen ums Internet. Schon seit Jahren will die nepalesische Regierung Internet-Unternehmen stärker regulieren und besteuern. Vor diesem Hintergrund ließ Ministerpräsident K.P. Sharma Oli Anfang September 26 Plattformen sperren, weil diese sich nicht ordnungsgemäß registriert hatten.

Viele Nutzer*innen waren hingegen überzeugt, es handele sich um Zensur. In den Monaten zuvor waren in Nepal immer wieder Clips viral gegangen, die den Luxuskonsum von Angehörigen führender Politiker kritisierten. In einem Land, in dem das Jahresdurchschnittseinkommen bei 1400 US-Dollar liegt, musste das als Affront wahrgenommen werden.

Die Regierung schickte die Polizei vor, die am 8. September mehrere Protestierende tötete und bis zu 500 verletzte. Daraufhin eskalierte die Lage: Demonstrierende stürmten das Parlament, Finanzminister Bishnu Prasad Paudel wurde auf offener Straße ausgezogen verprügelt. Daraufhin trat die Regierung von Sharma Oli zurück.

Über den Netzwerkdienst Discard wählte die Protestbewegung die Juristin Sushila Karki zur Nachfolgerin, die vom Parlament auch tatsächlich zur Interims-Ministerpräsidentin ernannt wurde.

Bemerkenswert ist die nepalesische Revolte auch deshalb, weil die politische Landschaft des Landes seit dem Sturz der Monarchie von verschiedenen kommunistischen Parteien dominiert wird. Ministerpräsident Sharma Oli kommt aus der Kommunistischen Partei Nepals (Vereinigt Marxistisch-Leninistisch). Die wichtigste Oppositionspartei ist die maoistische Kommunistische Partei (Maoistisches Zentrum), die bis 2006 bewaffnet gegen die Feudalherrschaft gekämpft und danach einige Jahre mit Sharma Olis Kommunisten in einer Koalition regiert hatte.

Die Gen Z traut diesen Parteien offenbar nicht über den Weg. Im September löste sich das Zentralkomitee des Maoistischen Zentrums deshalb überstürzt auf. Ihr Vorsitzender Pushpa Kamal Dahal erklärte, die Partei »könne nicht länger auf die alte Weise funktionieren«.[2]

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1194124.nepal-gen-z-mischt-nepal-auf.html
  2. https://theannapurnaexpress.com/story/59672/