Wie zynisch ist ein Verein aus Israel, der – mutmaßlich mit Unterstützung seiner Armee – Esel aus dem Gazastreifen »evakuiert«[1], um ihnen »Freiheit, Frieden und Sicherheit« zu ermöglichen? Die Wortwahl von »Zuflucht zum Neuanfang« ist kein Ausrutscher; ähnliche Formulierungen finden sich auch bei den deutschen Aufnahmeprojekten. Dort heißt es, die »geschundenen Arbeitstiere« hätten in Gaza keine Rechte und keine adäquate Versorgung erhalten. In Rheinland-Pfalz und Niedersachsen könne man ihnen nun ein »artgerechtes Leben« bieten – arabische Namen sollen sie dort aber nicht mehr tragen.
Wenn die Tiere »in jämmerlichem Zustand« waren, dann wohl wegen Israels Bombardierungen, dem inzwischen über 100 000 Menschen zum Opfer gefallen sein könnten[2] – beträchtlich viele davon Zivilist*innen. Schätzungen zufolge starben seitdem auch fast die Hälfte aller Nutztiere in Gaza. Bei »Zuflucht zum Neuanfang« findet sich dazu kein Hinweis, ebenso wenig auf die zerstörte Infrastruktur und Treibstoffknappheit, weshalb Transporte – auch von Verletzten oder Toten – oft nur mit Eselskarren möglich sind.
»Hunger und Elend, Schläge und Schinderei« prägen auch das Leben der Palästinenser*innen. Die Pflicht zu ihrer Evakuierung ist sogar in internationalen Konventionen festgeschrieben. Warum holt die Bundesregierung sie nicht raus? Wer sich stattdessen nur um Nutztiere sorgt, kann sich auch in Gaza für deren artgerechte Haltung einsetzen. Dazu müsste Israel aber seine Menschen- und Tierrechtsverletzungen endgültig stoppen. Dann könnten auch die Esel wieder ausreichend gefüttert werden.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1195692.gaza-krieg-rettet-menschen-vor-eseln.html