Sechs Veranstaltungen oder noch mehr wollen am Samstag am Sterndamm, in Neukölln und an der Rudower Spinne einem angekündigten Nazi-Aufmarsch trotzen. Ein löbliches Vorhaben. Es dürfte gerade wegen seiner Vielfalt deutlich machen, dass für braunes Gedankengut in unserer Stadt kein Platz ist.
Angesichts dessen bleibt ohne einen vernünftigen Sinn, dass in der Antifa darüber gestritten wird, ob es ein »offenes Mikrofon auf antifaschistischer Grundlage« nur hier oder auch dort geben soll, ob hier allein Gysi und Thierse reden sollen oder andere auch, ob in dem einen Aufruf auch all das drin stehen sollte wie in dem anderen. Keine Frage ist, dass die Forderung nach dem NPD-Verbot mehr auch auf der Straße zu erheben wäre. Doch warum muss das Konzept der einen Veranstaltung sich mit dem einer anderen irgendwie decken? Und warum reden die einen mehr über das Treffen der anderen, denn über das eigene?
Stärke und Effekt des Protestes gegen den Jungnazi-Aufmarsch und seine populistischen Forderungen bestehen in ihrer Buntheit, im Mittun möglichst vieler in den Kiezen. Anhaltendes Palaver über offene Briefe innerhalb der Antifa befördern trotz gegenseitiger wohlmeinender Solidaritätsbekundungen nicht das Protestklima, sondern ermutigen vielmehr eher die andere, die braune Seite. Und das kann es nicht sein.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/120193.ohne-sinn.html