nd-aktuell.de / 08.12.2007 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Streik bei Cinemaxx?

Bewegung im Tarifkonflikt gegen Niedriglöhne

Reimar Paul
In den festgefahrenen Tarifstreit bei der Cinemaxx AG kommt jetzt Bewegung. Nach zahlreichen Warnstreiks hat Deutschlands größter Multiplex-Kino-Betreiber ein neues Angebot vorgelegt.

Als Filmregisseur Hans Weingartner zur Vorpremiere seines Films »Free Rainer« ins Göttinger Cinemaxx kam, traf er sich mit Beschäftigten, die seit Jahren gegen Dumpinglöhne kämpfen. »6,50 Euro sind ein unwürdiger Lohn«, sagte er und posierte mit ver.di-Leuten für ein Foto.

Am 11. Dezember soll über das von der Cinemaxx AG neue vorgelegte Angebot verhandelt werden. Ver.di hat im Gegenzug ein »befristetes Streikmoratorium« erklärt. Wenn es zu keiner Einigung kommt, stellt die Gewerkschaft »Kinostreiks im Weihnachtsgeschäft« in Aussicht. Seit heute werden Kinobesucher mit Flugblättern über den Tarifstreit informiert .

Mitte 2003 hatte die Cinemaxx AG den Tarifvertrag gekündigt und auf sinkende Zuschauerzahlen und die allgemeine wirtschaftliche Krise in der Kinobranche verwiesen. »Die Beschäftigten sind für die Konzernpolitik nicht verantwortlich«, hält Ertunc Eren, einer der Göttinger Streikaktivisten, dem entgegen. Cinemaxx sei viel zu schnell und zu stark expandiert.

Anfang 2004 stellte das Unternehmen erstmals neue Beschäftigte für einen Stundenlohn von 6,50 Euro ein. Früher gezahlte Jahressonderzahlungen entfielen ebenso wie bezahlter Urlaub und vermögenswirksame Leistungen. Auf Warnstreiks und Protestaktionen reagierte Cinemaxx mit dem Austritt aus dem Unternehmerverband. Damit war der Rahmentarifvertrag, den ver.di und der Verband abgeschlossen haben, nicht bindend.

Das neue Angebot ist nach Ansicht von Beschäftigten und Gewerkschaft unzureichend. So sollen die eingestellten 6.50-Euro-Kräfte, inzwischen rund die Hälfte der Belegschaft, nach dem Willen des Vorstandes stufenweise bis zum Jahr 2012 auf den alten Tariflohn von 2002 (etwa 7,48 Euro) angehoben werden. Den alten Tarifurlaub und Jahressonderleistungen sollen sie aber nicht bekommen. Den »Altbeschäftigten« werden für 2008 bis 2012 Lohnerhöhungen von gerade mal zwei Prozent für alle zwei Jahre angeboten. Das bedeutet faktisch erhebliche Lohneinbußen. Schon die jährliche Inflationsrate liegt bei drei Prozent