nd-aktuell.de / 08.12.2007 / Brandenburg / Seite 16

Ohne Dach und Schornstein

Hausbesitzer lässt Mieter in Mitte buchstäblich im Regen sitzen

Peter Nowak
Folien an der Zimmerdecke leiten das Regenwasser in die Eimer. ND-
Folien an der Zimmerdecke leiten das Regenwasser in die Eimer. ND-

Seit dem 14. November 2007 verfolgt Akim J. den Wetterbericht besonders genau. Wenn Regen angekündigt wird, muss er noch mehr Wannen und Eimer besorgen. Die hat er in seiner Wohnung im Obergeschoss des Quergebäudes der Almstadtstr. 24 in Mitte aufgestellt. In allen Räumen sind Plastikplanen aufgespannt, die mit Flaschen beschwert sind, damit das Regenwasser in die Behälter fließt.

Wie J. geht es weiteren Mietern des Hauses. Ihre Möbel und Computer sind notdürftig mit Folie vor dem Wasser geschützt. Doch Zimmerdecken und Wände sind durchnässt. Es riecht muffig. Heizen können die Mieter nicht, obwohl sie rechtzeitig vor dem Winter mehrere Tonnen Kohle besorgt haben. Denn am 14.November ließ der Hauseigentümer Hans-Jürgen Thiedig das Dach und mehrere Schornsteine auf dem Gebäudeteil abreißen. Ein Notdach, das bei Reparaturen vor der Witterung zumindest etwas schützt, wurde nicht errichtet.

Ein Bauarbeiter habe ihr gesagt, das sei normalerweise üblich. Aber sie hätten hier den Auftrag, es nicht aufzubauen, erzählt eine Mieterin. Der Bezirksschornsteinfeger, der die Abbaumaßnahmen auf Bitten der Mieter begutachtete, schrieb, dass der Abbau der Schornsteine erfolgt sei, obwohl erkennbar daran beheizte Öfen angeschlossen waren. Doch der Hausbesitzer hat darauf ebenso wenig reagiert wie auf mittlerweile drei Einstweilige Verfügungen, die die Mieter gegen die Baumaßnahmen erwirkt haben.

So ist dem Hausbesitzer in einer ND vorliegenden Einstweiligen Verfügung vom 26.11. verboten worden, »die auf dem 1. Quergebäude des Hauses Almstadtstraße 24 befindlichen Schornsteine abzutragen und zu verschließen«. Ferner wurde verboten, »Dachziegel von dem 1. Quergebäude ....zu entfernen oder entfernen zu lassen«. Obwohl dem Hausbesitzer mittlerweile Ordnungsgelder wegen der Missachtung der Verfügungen auferlegt wurden, geht der Abbau von Dach und Schornsteinen weiter.

»In diesem Fall versagen juristische Mittel«, meint Rechtanwältin Vera Hacke, die die Mieter vertritt. »Das wäre eigentlich ein Fall für die Bauaufsicht«, finden die Mieter. Obwohl der Fall dort schon einige Wochen vorliegt, hat die Behörde bisher nicht reagiert. Jetzt soll eine Dienstaufsichtsbeschwerde vorbereitet werden. Außerdem soll der Vermieter per Einstweiliger Verfügung verpflichtet werden, Dach und Schornsteine unverzüglich wieder aufbauen zu lassen. Doch nach den bisherigen Erfahrungen fürchten die Mieter, dass auch die vom Hausbesitzer ignoriert wird.