nd-aktuell.de / 16.05.2008 / Politik / Seite 5

Kaum beachtet und beinahe vergessen

Das ehemalige KZ-Uckermark wurde verwüstet

Christian Klemm
Von der Öffentlichkeit fast nicht bemerkt wurde vor einigen Wochen das ehemalige Konzentrationslager Uckermark verwüstet. Über dieses Frauenlager im Brandenburgischem ist bisher wenig bekannt.

Kaum jemand hat davon Notiz genommen: Schon Mitte April wurde das ehemalige Jugendkonzentrationslager für Mädchen und junge Frauen am Stadtrand von Fürstenberg (Havel) verwüstet. Die Täter entwendeten eine Informationsbox, ein Übersichtsschild, eine Holzbank und einige Tafeln, die über das Lager und seine Geschichte informieren. Außerdem wurden Figuren, die an die inhaftierten Frauen erinnern, beschädigt. Insgesamt entstand ein Sachschaden von rund 2000 Euro.

Das Mädchenkonzentrationslager Uckermark ist 1942 von Häftlingen des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück errichtet worden. Den Nationalsozialisten diente das Lager als eine Haftanstalt, in der sie »schwererziehbare« Mädchen, Jüdinnen und Roma- und Sinti-Mädchen einsperrten. Als die Rote Armee die ersten Lager befreite, brachten die Faschisten die noch lebenden, weiblichen Häftlinge der östlichen Lager unter anderem nach Ravensbrück und in das Lager Uckermark. Bis zur Befreiung am 8. März 1945 ermordeten die Nazis nach Darstellung der Lagergemeinschaft Ravensbrück, die sich für die Aufarbeitung der Gräuel in dem Konzentrationslager engagiert, bis zu 5000 Frauen.

Dieses »Jugendschutzlager«, wie es verharmlosend im NS-Jargon hieß, wurde auf dem Geländekomplex des KZ-Ravensbrück erbaut. Horst Seferens von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten verweist darauf, dass es gegen Ende des Zweiten Weltkrieges als ein »Sterbelager«, in das geschwächte Häftlinge aus Ravensbrück gebracht wurden, diente. Zudem habe das Konzentrationslager Uckermark dem Kommandanten aus Ravensbrück unterstanden und ist dadurch für die Vorsitzende der Lagergemeinschaft, Anne-Marie Müller, »untrennbar mit ihm verbunden«. Ein Teil der Gedenkstätte Ravensbrück ist das Frauenlager Uckermark jedoch nicht. Betreut wird das Gelände von der Lagergemeinschaft Ravensbrück und dem Verein »Initiative für einen Gedenkort Uckermark«.

Nicht viel ist über das Lager in der Uckermark bekannt. Historische Arbeiten gibt es nur wenige. Es scheint von der Öffentlichkeit wie von staatlicher Seite kaum beachtet zu werden. Niemand übernehme so recht Verantwortung für diese Gedenkstätte, meint Heike Rode, ebenfalls in der Lagergemeinschaft aktiv, enttäuscht. Entdeckt wurden der Diebstahl erst, als die Gemeinschaft am 20. April die Befreiung von Ravensbrück beging. Die Lagergemeinschaft Ravensbrück hat Anzeige wegen Sachbeschädigung bei der Polizei gestellt.