nd-aktuell.de / 06.12.2008 / Politik / Seite 7

Indiens Ermittler blicken nach Pakistan

Geheimdienst des Nachbarlandes soll Terroristen von Mumbai ausgebildet haben

Der neue indische Innenminister Chidambaram hat Versäumnisse der Behörden für die Terroranschläge in Bombay mitverantwortlich gemacht. Indien sieht aber weiterhin eine pakistanische Spur.

Delhi/Wien (AFP/ND). Indien hat nach Medienberichten Beweise, dass der pakistanische Geheimdienst (ISI) in die Anschläge in Mumbai (Bombay) verwickelt ist. Mehrere indische Zeitungen berichteten am Freitag über ISI-Schulungen für die Attentäter. Indische Sicherheitsdienste gingen ebenso wie die USA davon aus, dass Pakistans Geheimdienst eine aktive Rolle bei der Ausbildung der Angreifer gespielt habe, berichtete »The Hindu«. Die Ermittler hätten »die Namen der Anführer und Ausbilder und die Orte, wo die Ausbildung stattgefunden hat«, hieß es in dem Bericht, in dem keine Quellen genannt wurden.

Laut »Hindustan Times« wollen die indischen Behörden, dass die USA Beweise für die Verwicklung vorlegen, dies könne Islamabad stärker unter Druck setzen. »Wir überlassen das den Amerikanern«, hieß es. Nach Angaben des »Indian Express« wurden Kommunikationswege gewählt, die auch der ISI benutzt.

Bei der Serie von Anschlägen auf mehrere Ziele in der Finanzmetropole Mumbai waren in der vergangenen Woche 163 Zivilisten und Polizisten getötet worden, darunter 26 Ausländer. Zudem kamen demnach neun Angreifer ums Leben. Mehr als 300 Menschen wurden verletzt. Bei ihrem Indien-Besuch am Mittwoch hatte US-Außenministerin Condoleezza Rice Pakistan aufgefordert, bei der Aufklärung der Angriffsserie intensiv mit Indien zusammenzuarbeiten. Indien und der US-Geheimdienst verdächtigen die in Pakistan ansässige radikalislamische Rebellengruppe Lashkar-e-Taiba, hinter der Anschlagsserie zu stecken.

Der neue indische Innenminister Palaniappan Chidambaram gestand Fehler der Sicherheitskräfte ein. Er erklärte vor Journalisten, bei den Angriffen hätten die Sicherheitskräfte »einige Fehler« begangen. Er wollte jedoch keine Details nennen. Eine Untersuchung sei im Gange. Wenn sich ein vollständiges Bild ergebe, wolle er sich dazu im Parlament äußern, kündigte der Minister an. Sein Vorgänger Shivraj Patil war am Sonntag zurückgetreten.

Die österreichische Regierung will Hinweisen nachgehen, wonach einer der Angreifer eine österreichische Telefonnummer benutzt haben soll. Die Informationen seien von einem ausländischen Geheimdienst gekommen, die SIM-Karte sei jedoch noch nicht gefunden worden, sagte ein Ministeriumssprecher. Demnach sei die Nummer von einer österreichischen Telefongesellschaft an einen ausländischen Anbieter verkauft worden. So sei der Attentäter an die Nummer gekommen. Er gehe nicht davon aus, dass es eine direkte Verbindung zwischen den Angreifern und Österreich gebe.

Indiens Premierminister Manmohan Singh erklärte, sein Land sei »verletzt und wütend« wie noch nie zuvor. Singh sagte nach einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedjew: »Wir sagen der Welt, dass die Inder wegen der Terrorangriffe von Bombay wie nie zuvor verletzt und wütend sind.« Die Anschläge verlangten eine Intensivierung der Anstrengungen beim Kampf gegen den Terrorismus überall in der Welt.

Indien und Russland hatten am Freitag eine Vereinbarung über den Bau von vier Atomkraftwerken in Südindien unterzeichnet. Demnach sollen die Atomkraftwerke in Kudankulam im Bundesstaat Tamil Nadu entstehen. Die beiden Staaten vereinbarten außerdem, bei der bemannten Raumfahrt zusammenzuarbeiten.