Werbung

Indiens Ermittler blicken nach Pakistan

Geheimdienst des Nachbarlandes soll Terroristen von Mumbai ausgebildet haben

  • Lesedauer: 3 Min.
Der neue indische Innenminister Chidambaram hat Versäumnisse der Behörden für die Terroranschläge in Bombay mitverantwortlich gemacht. Indien sieht aber weiterhin eine pakistanische Spur.

Delhi/Wien (AFP/ND). Indien hat nach Medienberichten Beweise, dass der pakistanische Geheimdienst (ISI) in die Anschläge in Mumbai (Bombay) verwickelt ist. Mehrere indische Zeitungen berichteten am Freitag über ISI-Schulungen für die Attentäter. Indische Sicherheitsdienste gingen ebenso wie die USA davon aus, dass Pakistans Geheimdienst eine aktive Rolle bei der Ausbildung der Angreifer gespielt habe, berichtete »The Hindu«. Die Ermittler hätten »die Namen der Anführer und Ausbilder und die Orte, wo die Ausbildung stattgefunden hat«, hieß es in dem Bericht, in dem keine Quellen genannt wurden.

Laut »Hindustan Times« wollen die indischen Behörden, dass die USA Beweise für die Verwicklung vorlegen, dies könne Islamabad stärker unter Druck setzen. »Wir überlassen das den Amerikanern«, hieß es. Nach Angaben des »Indian Express« wurden Kommunikationswege gewählt, die auch der ISI benutzt.

Bei der Serie von Anschlägen auf mehrere Ziele in der Finanzmetropole Mumbai waren in der vergangenen Woche 163 Zivilisten und Polizisten getötet worden, darunter 26 Ausländer. Zudem kamen demnach neun Angreifer ums Leben. Mehr als 300 Menschen wurden verletzt. Bei ihrem Indien-Besuch am Mittwoch hatte US-Außenministerin Condoleezza Rice Pakistan aufgefordert, bei der Aufklärung der Angriffsserie intensiv mit Indien zusammenzuarbeiten. Indien und der US-Geheimdienst verdächtigen die in Pakistan ansässige radikalislamische Rebellengruppe Lashkar-e-Taiba, hinter der Anschlagsserie zu stecken.

Der neue indische Innenminister Palaniappan Chidambaram gestand Fehler der Sicherheitskräfte ein. Er erklärte vor Journalisten, bei den Angriffen hätten die Sicherheitskräfte »einige Fehler« begangen. Er wollte jedoch keine Details nennen. Eine Untersuchung sei im Gange. Wenn sich ein vollständiges Bild ergebe, wolle er sich dazu im Parlament äußern, kündigte der Minister an. Sein Vorgänger Shivraj Patil war am Sonntag zurückgetreten.

Die österreichische Regierung will Hinweisen nachgehen, wonach einer der Angreifer eine österreichische Telefonnummer benutzt haben soll. Die Informationen seien von einem ausländischen Geheimdienst gekommen, die SIM-Karte sei jedoch noch nicht gefunden worden, sagte ein Ministeriumssprecher. Demnach sei die Nummer von einer österreichischen Telefongesellschaft an einen ausländischen Anbieter verkauft worden. So sei der Attentäter an die Nummer gekommen. Er gehe nicht davon aus, dass es eine direkte Verbindung zwischen den Angreifern und Österreich gebe.

Indiens Premierminister Manmohan Singh erklärte, sein Land sei »verletzt und wütend« wie noch nie zuvor. Singh sagte nach einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedjew: »Wir sagen der Welt, dass die Inder wegen der Terrorangriffe von Bombay wie nie zuvor verletzt und wütend sind.« Die Anschläge verlangten eine Intensivierung der Anstrengungen beim Kampf gegen den Terrorismus überall in der Welt.

Indien und Russland hatten am Freitag eine Vereinbarung über den Bau von vier Atomkraftwerken in Südindien unterzeichnet. Demnach sollen die Atomkraftwerke in Kudankulam im Bundesstaat Tamil Nadu entstehen. Die beiden Staaten vereinbarten außerdem, bei der bemannten Raumfahrt zusammenzuarbeiten.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal