nd-aktuell.de / 14.01.2009 / Kommentare / Seite 4

Opa reiste noch im Kübel

René Heilig

Wie stark Autokonzerne mit dem deutschen Staat verbandelt sind, kann man auf verschiedene Art zeigen. Die einen öffnen ihre Hand, um Staatsknete zu bekommen, andere, wie Volkswagen, bei dem es derzeit ja noch läuft, zeigen Anhänglichkeit, indem sie die 60 Jahre Bundesrepublik mit 60 Jahren VW-Geschichte verbinden. Und Volkswagen hätte den Namen nicht verdient, wenn der Konzern nicht das Volk einbezieht, das emotional-nette Geschichtchen, Fotos oder Filmchen einschicken soll, wie schön's doch war im Nachkrieg-Wirtschaftswunder – als Papa, Mama, Kind mit dem Käfer in Italien waren oder die Aussteiger Hippie-Bullis durch Kalifornien lenkten. Motto der Imagekampagne: Gemeinsam haben wir viel erlebt, gemeinsam haben wir noch viel vor.

VW ist aber seit 1937 eine Marke. Die von Anfang an in die Welt strebte. Nur, dass Opa statt im versprochenen Käfer mit dem Kübel durch fremde Länder raste. Ohne Blümchen im Haar, sondern unterm Helm und mit Gewehr. Daheim schufteten Zwangsarbeiter und KZ-Skelette für den Endsieg. So steht's auch in der Firmengeschichte. Doch das passt wohl nicht zum Image »Volkskonzern«. Zu befürchten ist, dass auch andere, angefangen bei der Regierung, beim 60-Jahre-Jubel vergessen, woher sie kamen und was sie bis heute – unverarbeitet – mit sich schleppen.