Laufbegeisterte Schweriner können sich ab Donnerstag auf eine ganz besonders schöne Strecke für ihre tägliche Trainingsrunde freuen: Die Bundesgartenschau öffnet am 23. April ihre Pforten für die Besucher – und wer es will, kann 24 Kilometer am Stück zurücklegen. So lang sind alle Wege zusammengenommen. Möglicherweise macht das ja der eine oder andere, schade aber wär's, an all den schönen Gärten einfach so vorbeizujoggen. Zu viel würde einem so entgehen.
Anders als zur letzten Bundesgartenschau vor zwei Jahren in Gera und Ronneburg kommt die Schweriner sehr kompakt daher: Die Gesamtfläche beträgt 550 000 Quadratmeter, 39 500 davon sind Ausstellungsflächen. Sie präsentieren sich in Form von sieben ganz unterschiedlichen Gärten rund um das Schweriner Schloss. Wo immer man sich aufhält, hat man es im Blick. Und so erklärt sich auch das Motto der 30. Bundesgartenschau seit 1951: »Sieben Gärten mittendrin«. Wie Buga-Chef Jochen Sandner sagte, wird die Gartenschau auch deshalb für die Besucher besonders attraktiv sein, weil sie mitten in der Stadt liegt und es nur wenige Minuten zu Fuß bis in die historischen Altstadt sind. So etwas habe es letztmalig 1975 in Mannheim gegeben.
Unterschiedlicher könnten die sieben Gärten nicht sein. Sie reichen vom italienischen Renaissance-, über einen Barock- und englischen Landschaftsgarten bis hin zum ganz modernen, der durch klare Linien besticht.
Der Garten des 21. Jahrhunderts ist gleichzeitig der Eingangs- und Empfangsbereich der Buga. Über einen Kolonnadenweg gelangt man auf die »Schwimmende Wiese«, eine streng rechteckige, etwas futuristisch daherkommende Fläche. Mit vielerlei Stauden bepflanzte Hügel wechseln sich ab mit Rasenflächen und Wegen, die statt mit Rindenmulch mit in der Sonne glitzerndem klein gebrochenem grünen Glas bedeckt sind. Vielleicht ist das ja das Mittel der Zukunft gegen Unkraut.
Ganz anders kommt der Burggarten rund um das Schloss daher. Besonderes Schmuckstück ist die gusseiserne, direkt an das Schloss angebaute Orangerie, die Mitte des 19. Jahrhunderts den höchsten Stand der Ingenieurkunst verkörperte. Bis heute wird sie im Winter als wärmendes Dach für empfindliche Tropenpflanzen genutzt, im Sommer als gemütliches Café. Der Burggarten ist eine Mischung aus englischem Landschafts- und italienischem Terrassengarten der Renaissance. Wiederhergestellt wurde auch die historische Rosenanlage im Nordteil des Ensembles.
Der Schlossgarten ist unter den sieben Schönen der größte und vielfältigste und bietet Einblicke in die gärtnerische Kunst mehrerer Jahrhunderte. Seine Wege führen in den von Joseph Lenné konzipierten englischen Landschaftspark. Viele Jahrzehnte war dieser Teil sich selbst überlassen, »irgendwann war Lennés Idee einem kompakten deutschen Mischwald gewichen«, erzählt Jochen Sandner. Alten Pläne und der Säge ist es zu verdanken, dass die vom Gartenkünstler erdachten Sichtachsen zum Faulen See oder zum Schloss wieder vorhanden sind. Ganz unterschiedliche Heckenformen und -pflanzen wurden zu einem Irrgarten zusammengefügt, und die Friedhofsgärtner zeigen, dass Grabstätten echte Hingucker sein können. Auf der großen Freilichtbühne im Schlossgarten werden bis zum 11. Oktober, wenn die Buga schließt, zahlreiche Veranstaltungen stattfinden, für die man übrigens keinen Extra-Eintritt zahlen muss.
Anregungen und Tipps für die Gestaltung der eigenen Scholle oder des Balkons findet man vor allem im Garten am Marstall. Von hier aus kann man trockenen Fußes übers Wasser laufen, eine 325 Meter lange Pontonbrücke – die nach der Buga leider wieder verschwindet – macht's möglich. Auf der anderen Seite endet der Spaziergang im Ufergarten. Hier angekommen, kann man die beim Laufen verbrannten Kalorien sofort wieder ersetzen. Die gastronomischen Einrichtungen, die vor allem in diesem Bereich konzentriert sind, werden nichts unversucht lassen, die Besucher zu Deftigem oder Kaffee und Kuchen zu »überreden«. Allzu schwer wird das aber nicht sein, denn von hier aus kann man das Schloss mit seinen vielen kleinen Türmchen und dem alles überragenden Hauptturm von seiner Schokoladenseite anschauen.
Ums Schlemmen geht es auch im Küchengarten. In ihm wurden schon für den einstigen Schlossherrn Großherzog Paul Friedrich I. (1800-1842) Gemüse, Obst und Kräuter angebaut, später geriet das in Vergessenheit, und nun wächst hier wieder viel gesundes Grünzeug heran. Und wird dem Besucher häppchenweise in Schüsseln, Tellern und Töpfen serviert. Allerdings in der kunstvollen XXL-Variante, wie beispielsweise Salzkartoffeln mit grüner Soße. Ein Spaß zum Gucken und Staunen, der nach der Buga allerdings genauso verschwinden wird wie die große Blumenhalle, die ebenfalls im Küchengarten steht und die Besucher bis zum Herbst mit 20 verschiedenen Blütenschauen anlocken wird.
Bleibt noch der Naturgarten, der nicht nur mit einer großen Orchideenwiese verzaubert, sondern auch einen Abenteuerspielplatz mit Kamelen, Echsen und Feuer spuckenden Vulkanen, der so schön ist, dass ganz bestimmt auch mancher Erwachsener wieder das Kind in sich entdecken wird. Kuscheliger als die hölzernen Spielgesellen sind die Ziegen, Schafe und Kaninchen im Kinderbauernhof gleich nebenan.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/147351.salzkartoffeln-mit-gruener-sosse.html