nd-aktuell.de / 18.04.2009 / Kommentare / Seite 18

Piraten

Karikatur: Bernd Zeller
Karikatur: Bernd Zeller

Die sozialen Missstände auf See erscheinen der Landbevölkerung leicht als von geringer Bedeutung, doch gerade deshalb ist es nötig, darauf hinzuweisen, dass Piraten dasselbe Recht auf Verständnis und Nachsicht haben wie herkömmliche Kriminelle, Terroristinnen und Terroristen oder Jugendliche an Land. Piratenangriffe wird man nie ganz vermeiden können, dennoch muss die Politik, sofern sie sich erst einmal für örtlich zuständig erklärt hat, Konzepte und Initiativen zur Prävention und zu Ausstiegsmaßnahmen entwickeln.

Denkbar wäre, als sofort einsetzbare Maßnahme, eine Abwrackprämie für Piratenschiffe. Viele dieser schwimmenden Schrottplätze sind bereits ohne Einsatz zum Überfall eine Gefahr für den Schiffsverkehr. Mit dem Erwerb eines Neuschiffs würde nicht nur die Reedereiwirtschaft angekurbelt, so dass sie die durch Piraterie entstandenen Verluste wieder ausgleichen kann, auch die Stimmung der Besatzung wäre durch die Begeisterung für die moderne Ausstattung weniger aggressiv.

Natürlich darf nicht nur an den Symptomen herumgewerkelt werden. Mehr Geld für Kindergärten und Schulen funktioniert seit Jahren schon bei uns ausgezeichnet, so dass auch Somalia in die Diskussion um Schulreformen und Chancengleichheit einzubeziehen ist. So wie bei uns die Perspektive, einmal als Straßenarbeiter sein Geld verdienen zu müssen, abgelöst wurde von der Karriere als Streetworker, kann man den somalischen Jugendlichen vermitteln, nach einer seeräuberischen Phase mit der entsprechenden Glaubwürdigkeit umzuschulen auf Piratenbetreuer.

Eine weitere Ursache, die zu beheben ist, besteht im Zugang zu Waffen. Den zur Piraterie neigenden jungen Männern darf es nicht mehr so leicht gemacht werden, an schweres Gerät und Munition heranzukommen. Die somalischen Schützenvereine sind strenger zu kontrollieren. Nicht zu vergessen die Verantwortung der Medien. Piratenverherrlichende Filme und Spiele sind ein lukratives Geschäft, sollten aber von Kindern allenfalls in Begleitung geschulter Erlebnispädagogen konsumiert werden.