nd-aktuell.de / 08.05.2009 / Politik / Seite 10

Allgemeinverbindlichkeit immer seltener genutzt

Die Tarifbindung ist in Deutschland im vergangenen Jahrzehnt um ein Zehntel gesunken, Tarifverträge gelten nur noch für 63 Prozent aller Arbeitsverhältnisse. Forscher des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans Böckler Stiftung haben ermittelt, dass ein gewerkschaftliches schwieriges Umfeld jedoch nicht notwendigerweise das Tarifsystem in Gefahr bringen muss. Als Beispiel führen sie Frankreich an, wo für 95 Prozent aller Beschäftigten Tarifverträge gelten, obwohl mit neun Prozent gerade knapp halb so viele Arbeitnehmer Gewerkschaftsmitglieder sind wie in Deutschland. Hier aber trage der Staat – anders als in anderen EU-Staaten – kaum zur Stabilisierung des Tarifsystems bei. Als entscheidenden Erklärungsfaktor für die höhere Tarifbindung in den Nachbarländern Deutschlands sehen die Forscher jedoch die Allgemeinverbindlichkeitserklärung – ein Instrument, das in Deutschland fast gar nicht zum Einsatz kommt.