nd-aktuell.de / 12.05.2009 / Politik / Seite 5

Der kleine König macht sich selbstständig

Stavenhagener Bürgermeister verlässt CDU

Velten Schäfer, Schwerin
Kurz vor der Kommunalwahl in Mecklenburg-Vorpommern verliert die CDU ihren erfolgreichsten Kommunalpolitiker. Der Bürgermeister des Boomstädtchens Stavenhagen im Kreis Demmin gibt sein Parteibuch ab.

Stavenhagen im Kreis Demmin, nordwestlich von Neubrandenburg, ist für dreierlei bekannt. Einmal für den Plattdeutsch-Dichter Fritz Reuter, nach dem in der »Reuterstadt« alles heißt, was sich mit Beinamen belegen lässt. Zum zweiten für die große NVA-Garnison, die längst stillgelegt ist. Zum dritten für den Bürgermeister Bernd Mahnke. Suchten Redaktionen in Berlin oder Hamburg in den letzten Jahren nach einer »Erfolgsgeschichte Ost«, landeten die Reporter alsbald in dem schmucken Schloss, das auf einem Hügel über dem 6000-Einwohner-Städtchen thront.

Dort erzählte ihnen das 55-jährige CDU-Mitglied, wie vor Ort nach 1990 »nach vorne geschaut«, wie der rote Teppich für Investoren ausgelegt wurde. »Pfanni«, der Kartoffelveredler siedelte sich an, die Zentrale von »Netto«, ein modernes Müllkraftwerk wurde errichtet. Die Stadt ist heute schuldenfrei, die Arbeitslosigkeit liegt bei nicht einmal der Hälfte dessen, was im Landkreis traurige Realität ist. Das Städtchen kann sich bei den Steuern mit Schwerin messen; für Neugeborene gibt es 1000 Euro »Begrüßungsgeld«.

CDU-Größen von Landeswirtschaftsminister Jürgen Seidel bis Angela Merkel kamen stets gern nach Stavenhagen, um sich im Glanz des kleinen Königs zu sonnen – allen unpassenden Details zum Trotz, der Tatsache zum Beispiel, dass Mahnke schon vor der Wende Bürgermeister war. Für die SED. Selbst Marc Reinhardt, Jungstar der CDU im Nordosten und selbsternannter Erbe der Bürgerrechtsbewegung, sang die Loblieder gerne mit.

In Zukunft dürften die politischen Besuche seltener werden, denn Mahnke hat mit der CDU gebrochen. Auslöser sind Querelen vor Ort, wo ihm die CDU-Fraktion zu viele Dienstwagen-Kilometer vorgehalten hatte. Mahnke aber klagt auch über den Kreis- und Landesverband, der ihm nicht geholfen habe. In Schwerin weist man das zurück.

Dem direkt gewählten Mahnke kann das egal sein. Er kam 1991 als Parteiloser ins Amt und bleibt bis mindestens 2012. Die CDU aber, lange stärkste Fraktion, könnte erleben, wer wen mehr braucht. Bald ist Kommunalwahl in Mecklenburg-Vorpommern.