nd-aktuell.de / 19.05.2009 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 12

Anlaufstelle für Migranten

Singapur: Hilfsangebote in Notsituationen

Thomas Berger

Singapurs Gewerkschaftsdachverband NTUC und das »Migrant Workers Forum« haben die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für ausländische Arbeitsmigranten bekannt gegeben. Das aus sechs Vertretern der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite bestehende Forum wird ein Beratungs- und Informationszentrum betreiben, das ausländischen Beschäftigten in dem südostasiatischen Stadtstaat umfangreiche Angebote zur Unterstützung unterbreitet.

Angesichts der Wirtschaftskrise kommt die Anlaufstelle zum passenden Zeitpunkt. In Singapur sind vor allem aus armen Staaten Südasiens Männer und Frauen in verschiedenen Branchen beschäftigt. Jenen Migranten eine erste Zuflucht zu bieten, die von ihren Arbeitgebern einfach von einem Tag auf den anderen entlassen wurden, ist derzeit wichtiger denn je.

Verlässliche Daten, wie stark die Negativtrends Arbeitsmigranten betreffen, gibt es zwar nicht. Doch gehören in Singapur wie im benachbarten Malaysia Ausländer zu den ersten, die bei Personalabbau auf der Straße landen. Zudem führt die schlechte Wirtschaftslage dazu, dass sich einige Familien kein ausländisches Hausmädchen mehr leisten können, das bisher ein Statussymbol war.

Wunder vollbringen können die Mitarbeiter der Anlaufstelle nicht. Mit Englischkursen, Beratung und unkomplizierter Soforthilfe in Notfällen wird jedoch eine breite Bedarfspalette abgedeckt. Zudem will man Mittler zwischen Migranten und Arbeitsministerium sein.

Fast zur gleichen Zeit wird in Singapur ein nationaler Integrationsrat gegründet, der helfen soll, das multikulturelle Zusammenleben im Stadtstaat noch konfliktärmer zu gestalten. Zu dem 20-köpfigen Gremium gehören neben sieben Ministern auch Vertreter von Medien und sozialen Organisationen. Laut einer Mittelung soll der Rat bestehende Integrationsmaßnahmen vernetzen sowie die Bemühungen um ein besseres Mitein-ander in Arbeitswelt, Bildungswesen und anderen Sektoren fördern. Die personelle Zusammensetzung legt aber nahe, dass der Rat bei strittigen Entscheidungen kaum zu einer unabhängig-kritischen Reaktion imstande sein wird.