nd-aktuell.de / 28.05.2009 / Kultur / Seite 10

Verständnis

Vorleser Timm

Promoviert hat er über die Absurdität bei Camus, und er selber macht den Eindruck, als könne sich das zweifelsfrei Absurde dieser Welt bei ihm ein wenig Trost holen. Er ist der Verständnisvolle, der Mildgestimmte – und er erzählt seine Geschichten mit einer Unaufgeregtheit, die ebenfalls als Gemütsaufhilfe für das Absurde gewertet werden darf: Es könnte ja auch Teil des Guten sein, vielleicht ist das Gute überhaupt die größte, die schönste Absurdität des Lebens. Denn man kann nicht mit ihm rechnen, es findet trotzdem seinen Boden und seine Höhe ...

Uwe Timm (Foto: dpa), Hamburger, Jahrgang 1940, hat seinen Nazi-Bruder porträtiert, er schrieb ein Buch über den frühen, fremden Freund Benno Ohnsorg. Die Romane des Achtundsechziger-Treuen sind Forschungen auf dem Erbschaftsfeld, wo Jüngere eklektizistischer und ohne Ideenband(-fessel?) ihr Leben betreiben. Im Juli setzt er die prominente Reihe der Vorleser bei den Frankfurter Poetikvorlesungen fort. hds