nd-aktuell.de / 07.08.2009 / Politik / Seite 8

Unbestechlich

Wadim Browzew / Der 40-jährige Russe ist neuer Ministerpräsident Südossetiens

Irina Wolkowa, Moskau
Personalie: Unbestechlich

Ministerpräsident in Südossetien und damit die Nummer zwei der Hierarchie in Georgiens abtrünniger Region ist seit Mittwoch ein Russe: Der Bauunternehmer Wadim Browzew. Für die Ernennung des bulligen 40-Jährigen soll sich Viktor Basargin, in der russischen Regierung für Regionalentwicklung zuständig, bei Präsident Dmitri Medwedjew und Premier Wladimir Putin verwendet haben. Basargin war lange Generalgouverneur für die Ural-Region, lernte Browzew dort kennen und soll laut dem Massenblatt »Komsomolskaja Prawda« von dem Selfmademan eine ausgesprochen gute Meinung haben.

Bei Tscheljabinsk im Südural geboren, diente Browzew bei den strategischen Raketentruppen und belegte dann an einer Wirtschaftsfachschule die Studienrichtung Materialwirtschaft. 1990 machte er sich selbstständig. Der Baukonzern »Wermikulit«, den der judo- und tennisbegeisterte Browzew damals gründete, ist auch am Bau olympischer Objekte in Sotschi beteiligt. Die Arbeiten dort, aber auch den Wiederaufbau Südossetiens koordiniert das Ministerium für regionale Entwicklung in Moskau. Und der als unbestechlich geltende Browzew soll vor allem verhindern, dass Staatsknete in die Taschen einzelner Staatsdiener fließt. Denn es geht um astronomische Summen. Allein für Südossetien werden aus dem russischen Staatshaushalt zehn Milliarden Rubel – umgerechnet ca. 225 Millionen Euro – bereitgestellt.

Die Bevölkerung bekam von dem Geldsegen bisher herzlich wenig ab. Die Hauptstadt Zchinwali – bereits bei den Kämpfen im Sommer 1992 zerstört und beim Krieg im letzten August erneut in Klump geschossen – liegt nach wie vor in Trümmern. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in bitterer Armut. Die Unzufriedenheit mit Präsident Eduard Kokoity wächst von Tag zu Tag. Von Moskau und der südossetischen Opposition, die seinen Behörden Korruption vorwirft, unter Druck gesetzt, entließ er jetzt den bisherigen Regierungschef Aslanbek Bulazew und das gesamte Kabinett. Gleichzeitig kündigte er den eigenen Rückzug aus der Politik an, sobald sich Südossetien mit der zu Russland gehörenden Nordhälfte wiedervereinigt. Das dürfte dauern, denn Moskau reagiert auf Beitrittsgesuche bis auf weiteres mit Schweigen.