nd-aktuell.de / 10.09.2009 / Politik / Seite 6

Tote bei Befreiung von Reporter

US-Journalist war in Kundus entführt worden

Kundus/New York (dpa/ND). Bei der gewaltsamen Befreiung eines in der nordafghanischen Provinz Kundus von den Taliban entführten Reporters der »New York Times« sind mehrere Menschen getötet worden. Die »New York Times« berichtete am Mittwoch, der afghanische Dolmetscher des britisch-irischen Journalisten Stephen Farrell, Sultan Munadi, sei bei der Militäroperation ums Leben gekommen. Unklar blieb, ob der 34-jährige Übersetzer, der in Deutschland studierte, bei dem Gefecht von Soldaten oder von Aufständischen erschossen wurde. Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums starb bei der Operation der Internationalen Schutztruppe ISAF auch ein britischer Soldat. Offiziellen afghanischen Angaben zufolge kam zudem eine afghanische Zivilistin ums Leben.

Der 46 Jahre alte Reporter blieb unverletzt. Farrell und sein Übersetzer waren am Sonnabend vergangener Woche in der Nähe des Ortes verschleppt worden, an dem die Bundeswehr am Tag zuvor den verheerenden Luftangriff gegen zwei von Taliban gekaperte Tanklastwagen angeordnet hatte. Sie wollten Recherchen über mögliche zivile Opfer des Bombardements anstellen, als die Taliban sie in ihre Gewalt brachten. Der Gouverneur des Unruhe-Distrikts Char Darah, Abdul Wahid Omarkhel, sagte, Truppen hätten in der Nacht zu Mittwoch das Haus in dem Dorf Mungtapa gestürmt, in dem Farrell und Munadi gefangen gehalten wurden. Dabei sei es zu einem Gefecht gekommen, bei dem der Übersetzer und die Frau getötet worden seien.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai teilte mit, Munadi sei von »Feinden des afghanischen Volkes« getötet worden, womit afghanische Behörden Aufständische wie die Taliban umschreiben. Der UNO-Sondergesandte Kai Eide nannten den Tod Munadis »eine tragische Erinnerung an die Gefahren, denen Medienmitarbeiter in Afghanistan ausgesetzt sind«. Eide rief die Behörden und die Aufständischen dazu auf, die Rechte von Journalisten zu respektieren. Die »New York Times« kondolierte der Familie Munadis.