nd-aktuell.de / 27.11.2009 / Politik / Seite 4

Ethikrat ist für Abschaffung von Babyklappen

Gremium hält auch anonyme Geburten für rechtlich bedenklich

Berlin (epd/ND). Der Deutsche Ethikrat hat sich für die Schließung von Babyklappen ausgesprochen. Auch Angebote zur anonymen Geburt sollten aufgegeben werden, weil das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Abstammung und auf Beziehung zu seinen Eltern verletzt werde, heißt es in einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Stellungnahme mit dem Titel »Das Problem der anonymen Kindesabgabe«. Die Kirchenvertreter in dem Gremium trugen die Empfehlung nicht mit. Die Kinderschutzorganisation »terre des hommes« begrüßte das Votum. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Margot Käßmann, will in jedem Fall an Babyklappen festhalten.

Die Angebote anonymer Kindesabgabe seien ethisch und rechtlich sehr problematisch, heißt es in der Stellungnahme. »Sie sind rechtswidrig«, erläuterte die stellvertretende Ethikrat-Vorsitzende Christiane Woopen. Die bisherigen Erfahrungen legten zudem nahe, dass Frauen, die ihr Kind töten wollen, durch die Angebote nicht erreicht würden. Die Zahl der getöteten Kinder sei im gleichen Zeitraum nicht signifikant zurückgegangen. Als Alternative schlägt der Ethikrat vor, die legalen Hilfsangebote für schwangere Frauen in Notsituationen zu verbessern und bekannter zu machen. Zudem solle ein Gesetz zu einer »vertraulichen Kindesabgabe mit vorübergehend anonymer Meldung« beschlossen werden. Dabei wird der Frau zugesichert, dass ihre Daten ein Jahr lang ab Geburt des Kindes nur der Beratungsstelle und nicht den Meldebehörden mitgeteilt werden.

Für Notfälle solle die anonyme Geburt auch weiterhin gewährt werden, sagte Monika Lazar, Sprecherin für Frauenpolitik der Bundestagsfraktion der Grünen. Für die Linksfraktion im Bundestag sagte Petra Sitte: »Es gibt kein klares Ja oder Nein bei der Beurteilung der Frage, ob die Angebote der anonymen Kindesabgabe aufzugeben sind.« Die vertrauliche Geburt könne »ein geeigneter Schritt zur Lösung der widerstreitenden Interessen sein«, so die stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Kommentar Seite 8